Weinbeeren ziehen.
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derbemittelten zu beschaffen), und beschränken uns lediglich auf Anführung einiger Beispiele solcher Zucht, um zu zeigen, wie sich diese Nebenbeschäftigung nebst dem Vergnügen und dem Angenehmen, das sie gewährt, lohnen kann. Wenn wir aus dem diese Beispiele entnehmen, so thun wir das, weil es gerade der Amerikaner gut versteht, aus den Produkten der Land- und der Gartenwirthschaft den größtmöglichsten Nutzen zu ziehen, was ihm in Bezug letzterer auch um so eher gelingt, als man in Amerika insbesondere den Genuß der Frücbte liebt, und der bescheidenste Tisch nicht ohne frische Früchte, Eingemachtes u. dergl. zu sein pflegt.
In Dutcheß County (N. A.) erntete ein Mann von einem zwölf Zahre alten Zsabella-Weinstvck, welcher auf einen Laubengang gezogen war und an den Seiten der Wurzeln 25 Fuß sich ausgebreitet hatte, in einem Herbste 226 Psd., mit Hinterlassung von 50 Pfd. unreifen Trauben, welche später zu Wein verbraucht wurden. Die reifsten Trauben wurden sorgfältig untersucht, sowie die grünen, zerdrückten und unreifen Beeren ausgeschnitten, und die Früchte dann ordentlich verpackt. In der zweiten Hälfte des Decembers, wo Trauben eine Seltenheit waren, verkaufte der Mann dieselben, das Pfd. zu 25 Cts. und löste Z 86. 50 für die Erzeugnisse dieses einzigen Stockes. — Ein Nachbar desselben hatte einen 25 Jahr alten Jsa- bella-Weinstock, welcher einen Laubengang bedeckt,', der sich vom Garten zum Hause hinzog, und der jährlich allein K 73 Nettogewinn abwarf. — Allein, abgesehen von diesen außerordentlichen Fällen, so ist auch ein Weinstock, welcher jährlich K 5 — 10 abwirft, schon für dürftigere Familien eine große Hülfe, und dient dieses Geld zu der leichteren Anschaffung warmer Kleidungsstücke für Kinder, oder sonst ähnlichen Zwecken. — Von dem größten und fruchtbarsten Rebenstocke, wohl in der Welt, erzählt man sich Folgendes: Vor mehr als 65 Jahren begab sich eine spanische Dame von der Sän Antonio Mission in Monterey County (Cal.), wo sie sich eine Rebe als Reitgerte zugeschnitten hatte, nach den heißen Quellen von Monticello, 2—3 engl. Meilen von der Colonie Santa Barbara. In der Nähe jener Quellen legte ihr Gemahl einen kleinen Garten an, und in diesen pflanzte sie die Rebengerte an eine Hügelseite. Die Rebe schlug alsbald Wurzeln und erreichte im Verlaufe der Jahre einen so ungeheuren Wuchs, daß sie vermuthlich ihres Gleichen in der Welt nicht hat. Um das Jahr 1655 hatte die Rebe einen 15 Fuß hohen Stamm von I Fuß Durchmesser, die Zweige bedeckten einen Raum von 80 Fuß im Umkreis und brachte 6000 reife Trauben, welche im Ganzen gegen 8000 Pfd. wogen. Diese Rebe war für die gedachte Dame in ihren letzten Lebensjahren und für ihre zahlreiche Nachkommenschaft die Haupterwerbsquelle. — Wenn ich doch — denkt vielleicht manche Leserin — auch eine solche Reitgerte hätte! Pflanzt, wenn ihr den Platz dazu habt, ein Tausend gute Stecklinge und nach 3 Jahren werdet ihr einen höheren Ertrag haben, als eine einzelne