480
Weinbeeren ziehen. Der Weinbau.
Riesenrebe möglicher Weise einbringen kann. Und habt ihr nur einen beschränkten Raum dazu, so Pflanzt nur einige oder einen einzigen Stock, auch das wird euch Vergnügen, eine gesunde Nebenbeschäftigung und verhältnißmäßig annehmbare Einnahme verschaffen.
Man kann Weinstöcke auch in Töpfen ziehen. Es giebt keinen schöneren Anblick, als einen kräftigen kleinen Weinstock, der in einem entsprechend kleinen Topf gezogen und mit herrlichen Weintrauben beladen ist. Diese Pflanzenzucht kann Jedermann beliebig treiben; der Bewohner großer oder kleiner Städte, sowie der Landbewohner. Dr. Löbe giebt in dem angeführten Werke ebenfalls hiezu geeignete Anleitung. Solche Weintraubenstöcke in Töpfen würden aber sicherlich Käufer finden und die gehabte Mühe lohnen.
In dieser Beziehung wäre vielleicht noch eine einträglichere Nebenbeschäftigung, Weintrauben (man kann dies auch mit anderen Früchten thun) in Körbchen zu ziehen, welche ungemein zierlich und schön aussehen. Ein Amerikaner hat mit seinen Versuchen, nicht blos Zierpflanzen, sondern auch fruchttragende Reben und Bäume in mit Moos und etwas künstlich bereiteter Gartenerde gefüllten Körben zu ziehen, 1862 in New Jork bedeutende Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Ein solches 30 Zoll weites Körbchen mit mehreren schönen Trauben hatte derselbe der Gattin des damaligen Präsidenten Lincoln zum Geschenke' gemacht, und bei der Versammlung der Brookly- ner Gartengesellschaft stellte er ein Körbchen von 9 Zoll im Durchmesser aus, mit einem Pfirsichbäumchen, das 10 herrliche Früchte trug, sowie ein Körbchen mit einem Dutzend schön geformter und wohlschmeckender Trauben, — Erdbeeren mit reifen Früchten, so üppig gewachsen wie im Freien, — ja sogar reife Ananas u. s. w. — Die Hauptsache Hiebei ist eine entsprechende Menge Moos im Korbe um die Wurzeln herum, die Feuchtigkeit zurückzuhalten, und eine verhältnißmäßig kleine Quantität feiner und guter Gartenerde, welche mit pulverisirter Holzkohle und Knochenmehl vermischt ist. — Freilich bedarf diese Methode, Zierpflanzen, Reben und Zwergobstbäum- chen zu ziehen, des Versuchens, Erprobens und Ausfindens; wird sich aber auch dann sehr lohnen, indem das Gelingen Freude verschafft und solche Körbchen gewiß guten Absatz finden müßten.
157. Der Weinbau. — Wenige Gewächse haben eine größere Geschichte in der Vergangenheit, als die Rebe mit ihren erquickenden Früchten. Die Weinrebe wächst wild in vielen Gegenden Asiens; sie wurde schon von den ältesten Völkern cultivirt, von den Phöniciern nach Griechenland, von den Römern nach Italien, Gallien und später an den Rhein und die Donau verpflanzt. In Frankreich wurde der Wein schon vor Julius Cäsar, und in Deutschland bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. gebaut. — Daß die Bereitung des Weins sehr alt ist, wissen wir ja aus der Bibel von dem „frommen" Noah. — Die Griechen und Römer verehrten den Bacchus als Gott