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Verkauf von Brod und Backwerk.
mit zugleich eine Schablone auf, nach welchem die nöthigen deßfallsi- gcn Erhebungen auch bei uns zu machen wären, — geben den Rahmen an, in welchen das Bild der Frauenarbeit auch von Deutschland eingepaßt werden könnte. Dieß ist wohl zu beachten. Denn erst auf Grund solcher aus der Fremde hergeleiteter Daten wird man erst auf die Einzelnheiten aufmerksam gemacht, welche die Frauenarbcits- verhältnisse bei uns betreffen. Und nur durch die Kenntniß aller Details vermag man auf die richtigen Mittel zu gelangen, der so wichtigen Frauenarbeitsfrage eine gründliche Abhülfe zu bereiten. —
Die Ladenmädchen in den amerikanischen Bäckerläden haben die Obliegenheit, Alles im Verkaufslokale recht reinlich zu erhalten, die Teller, den Ladentisch, die Wände, Fenster und den Fußboden zu reinigen, zu waschen und zu putzen, und müssen von Morgens 5 Uhr bis Abends 10 Uhr, an Sonnabenden wohl auch bis Mitternacht und noch länger, zur Stelle sein. Bei den deutschen Bäckern in Amerika haben sie nicht einmal den Sonntag frei, wohl aber (und mit Recht!) bei den Amerikanern, die mehr auf die Beobachtung der Sonntagsruhe sehen. — In vielen Bäckereien müssen die Ladenmädchen die Zeit, während welcher sie keine Kunden zu bedienen haben, mit Nähtcrci und verschiedenen anderen Nebenverrichtungen für ihre Dienstgeber ausfüllen.
Die Ladenmädchen bei den Bäckern erhalten im Allgemeinen keinen bessern Lohn, als Dienstmädchen. Es kommt Hiebei jedoch auf das Etablissement an, ob dasselbe große oder geringe Kundschaft hat und ob in demselben die Wohlhabenderen, die Mittelklasse oder die dürftigeren Bewohner ihren Bedarf nehmen. Sie erhalten in dem einen nur 8 7 Monatslohn nebst Kost und Wohnung, aber ohne Wäsche; in anderen 8 6 — 10 und volle Verköstigung, jedoch selten mit Wäsche, und wieder in anderen 8 8—10 nebst Kost und Wohnung und manchmal mit Wäsche. (Da die Mädchen sehr sauber und reinlich in ihrem Aeußern sein müssen, ist die wöchentliche Aus- lage für Wäsche für sie von besonderer Bedeutung).
In Läden, in denen Zwieback und Biscuit verkauft wird, sind ebenfalls und unter gleichen Verhältnissen, wie in den Brodläden, Frauenspersonen engagirt.
In den Läden, in denen Kuchen und Pasteten zu haben sind, stehen desgleichen Frauenspersonen als Verkäuferinnen, die des Tags bei 15 Stunden im Geschäfte sein und Alles recht reinlich, sauber und nett erhalten und aufstellen müssen und dafür 8 8 Monatslohn nebst voller Beköstigung erhalten.
Solche Ladenmädchen finden sich bald in der Waare, im Geld- zählen und Wechseln zurecht. In angeseheneren Etablissements müssen sie aber auch manchmal so etwas wie Buch führen, weshalb sie außer gut rechnen auch gut lesen und schreiben können sollen.
Ladenmädchen müssen immer auf den Füßen sein, und manche von ihnen halten es kein ganzes Jahr aus, ohne krank vor Auf-