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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Milchbandel.

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kostete (1860) gewöhnlich 40 Cts. Fracht, und wurde der Rahm zu 25 Cts. pr. Quart verkauft. Im Sommer wird doppelt so viel Milch verkauft, wo sie natürlich besser ist, als im Winter.

Die Milchhändler verkauften in New Ijork in der Regel an Wie­derverkäufen ihre Milch für 4 Cts per Quart, während die letzteren, welche entweder eigene Milchläden oder die Milch neben dem Brod­verkauf oder Victualienhandel halten und an ihre Kunden abgeben, selbe zu 5 Cts. abließen, oder 6 Cts. verlangten, wenn sie dieselbe ihren Kunden in's Haus bringen mußten. Wohl mehrere Hunderte, vielleicht Tausende Milchwagen durchführen in erster Frühe schon die Straßen der großen Stadt und deren Umgegend und bringen ihren Kunden die Milch bis vor das Haus hin, wo sie anhalten, mit einer Glocke schellen, und hierauf ihre Waare an Hausfrauen und Mägde rc. abgeben, die mit ihren Gefässen herbeieilen, die nothwendigste Zubehör zum Morgenkaffee in Empfang zu nehmen. Es ist nur ein sehr schlimmer Umstand beim Milchhandel in großen Städten, nämlich der schmählige Betrug und die Fälschung, welche von Milckhändlern in Amerika und Europa wetteifernd prakticirt zu werden pflegt. Nicht nur, daß die Milch durch Zusatz von Wasser quantitativ vermehrt wird, es wird außerdem auch noch manche andere Teufelei damit getrieben. Insbesondere müssen der arme Arbeiter oder die arme Arbeiterin großer Städte schon mit dem ersten Bissen, den sie, ehe sie an ihr Werk gehen, etwa genießen können, gerade unter der ge­wissenlosen und verwerflichen Afterindustrie, der Verschlechterung und Verfälschung eines der nothwendigsten Nahrungsmittel leiden. Dieser Betrug trifft, wie der beim Brode, gerade nun diejenige Klasse der städtischen Einwohnerschaft, welche ihren Lebensunterhalt am sauersten verdienen muß und am wenigsten von den Annehmlichkeiten des Le­bens zu kosten erhält. Solche Industrie (?) ist doch strafbarer, als Diebstahl und Betrug, und da durch die verschlechterte Milch jährlich Hunderte, ja Tausende von neugebore­nen Kindern in großen Städten (faktisch!) dahinsterben, ist und bleibt sie auch massenhafter, fortgesetzter Mord! Wür­den die Leute, die sich solche Milchverfälschungen zu Schulden kommen lassen, nur gelernt haben, zu denken! sie könnten ein solches Gewerbe nicht forttreiben und würden sich doch lieber an dem ihnen redlich zukommenden Verdienste deS Geschäftes begnügen. In der That, viele Milchhändler verschlechtern ihre Waare gerade ihrer Gedankenlosigkeit wegen, und ohne schlimme Absicht dabei zu hegen. Dies geschieht z. B., wenn die Nacht- und die Morgenmilch miteinander vermischt, oder die Milch zu Markte gebracht wird, ehe sie sich abgekühlt hat. Denn kein Nahrungsmittel sollte ge­nossen werden, wenn es sich in einer chemischen Zersetzung befindet. Deshalb sollte die am Abende gemolkene Milch am Morgen, und die Morgenmilch erst am Nachmittage verkauft werden. Ebenso Pflegen Milchhändler in Deutschland die Waare ihren Kunden in offenen