508
Milchhandel. Geflügelhandel.
Gefäßen zuzutragen, gleichviel ob es regnet, oder schneit oder staubt. In Städten, in denen die „Stadtabfuhr" des Morgens noch in althergebrachter Weise vorgenommen wird, und am frühesten Tage die Luft in den Straßen aus's unglaublichste verpestet ist, da tragen solche unverständige Menschen die Milch in offenen Kübeln mitten hindurch!! — Auch vor der Milch sollte man sich hüten, welche von Thieren kommt, die lediglich mit den Abfällen von Branntweinbrennereien und mit Küchenüberbleibseln gefüttert werden. In der unmittelbaren Nähe von großen Städten pflegt man ja oft aus bloßer Spekulation Thiere auf solche Weise gefüttert zu halten, um mit der verdorbenen Milch derselben, — ob absichtlich oder unabsichtlich — einen gewissenlosen Handel zu treiben. — In Amerika verhausiren größtentheils Männer mit besonderen einspännigen Fuhrwerken die Milch (Nachmittags im Sommer verhausiren sie Eis). Den Zwischenhandel mit Milch aber treiben durchaus Frauenspersonen, legen sich auch Brod zur Abgabe an ihre Kunden bei, verkaufen im Sommer Gefrorenes, und treiben selbst manchmal einen kleinen Kinderspiel- waarenhandel oder dergl. daneben.
In Deutschland ist der Hausirhandel größtentheils in Händen von Frauenspersonen und auch die Milchläden und Milchschenken werden von ihnen gehalten.
In Rom ist es zum Theil Gebrauch, daß die Milchleute ihre Kühe jeden Morgen vor die Häuser ihrer Kunden führen und dort die Milchgefäße derselben unmittelbar von der Kuh selbst weg füllen.
Auch 1852 noch waren im St. James Park zu London im Sommer 8 Kühe und im Winter 4 derselben stationirt, um den Käufern mit frischer Milch aufwarten zu können.
Die Anzahl der Frauenspersonen, welche in London nur Quark vcrhausirten, betrug 1852 gegen Ein Hundert Individuen.
169. Der Geflügelhandel (siehe hiezu Seite 362 u. f.) ist in jeder Beziehung profitabel, mag er mit lebendigen, geschlachteten oder getrockneten Thieren getrieben werden, und paßt ganz gut als eine Erwerbsquelle für Frauen, wie man denn auch häufig Geflügel- und Wildprethandlungen in der That von ihnen gehalten sieht. Es giebt in Amerika auch Frauenspersonen, welche sich im Sommer vom Blumenhandel und im Winter vom Geflügelhandel ernähren. Der letztere findet hauptsächlich den ganzen Hkrbst und Winter hindurch bis Februar den lebhaftesten Absatz. — Das Geflügel, welches in New-Iork zu Markte kommt, wird größtentheils im Lande von eigenen Commissionären der städtischen Geflügelhändler aufgekauft. Der Wiederverkauf geschieht nach dem Gewichte, und 1860 zahlte man für Hühner 9—10 Cts., für Truthühner 10—12 Cts. pr. Pfund. — Zum Handel mit Geflügel ist hinlängliche Erfahrung im Abschätzen des Gewichtes und Erkennens der Qualität der Thiere erforderlich. Solche, die mit dem Gcflügelhandel gut vertraut sind, verstehen in