Die Zuckerfabrikation.
513
Beschäftigung der Gesundheit sehr zusetzt. — Jedoch könnten Frauenspersonen beim Verpacken des Zuckers in P a Pier Beihülfe leisten. In früherer Zeit waren Arbeiterinnen mit dem Nähen von Säcken beschäftigt, welche man zur Aufbewahrung der in dem Geschäfte zur Anwendung kommenden Thierkohle brauchte. Seit der Einführung der Nähmaschine wird dieser Artikel aber von den nun bestehenden Sackfabriken geliefert.
Der Saft des Zuckerrohrs, sowie auch des Zuckerahorns ist reiner, als der der Rübe und macht die Gewinnung des Zuckers sehr einfach. Dagegen erfordert aber das Produkt aus den Runkelrüben viel mehr Arbeit, da die Verwendung der Rübe erst möglich ist, wenn sie von den vielen fremden Beimischungen u. s. w. befreit ist, die sie an sich hat.
Die wichtige, vom Chemiker Marggraf in Berlin 1747 gemachte Entdeckung des Zuckergehaltes der Runkelrübe, sowie seine prophetischen Worte, „daß diese dem Klima von Europa entsprechende Zuckerpflanze das Zuckerrohr der außereuropäischen Colonien zu ersetzen im Stande sei", haben ein volles Jahrhundert gebraucht, ehe sie allmählig verstanden, von aufmerksamen Forschern verfolgt und, von der Continentalsperre Napoleons begünstigt, von unternehmungslustigen Producenten erfaßt, endlich in eine eigene großartige Industrie geschaffen worden ist. — Wie jedes Neue, so hatte insbesondere die Rübenzuckergewinnung mit außerordentlichen Schwierigkeiten und gegen das Vorurtheil zu kämpfen gehabt. Jedoch den fortgesetzten Bemühungen industrieller Männer gelang es endlich, wesentlich unterstützt durch die Verbesserungen in der Mechanik und durch Anwendung der neuesten Erfindungen in der Chemie und Physik, alle Schwierigkeiten zu überwinden und nicht nur den Rohrzucker vollkommen zu ersetzen, sondern sogar in Ländern, wo Rüben gedeihen, überflüssig zu machen.
Die Runkelrübenzuckerfabrikation, wie erwähnt, eine deutsche Erfindung,. brach sich solcher Gestalt erst in Frankreich die Bahn, wo die Produktion sich nunmehr auf 200 Mill. Kilogramm gesteigert hat und zunächst in den nördlichen Departements betrieben wird. — In Preußen ist diese Industrie hauptsächlich im Magdeburgischen, in Oesterreich in Böhmen und Mähren, in Belgien im Hennegau heimisch. Man hat berechnet, daß in den Jahren 1854—1864 im Zollverein durchschnittlich pr. Jahr 27,102,915 Ctr. Rüben für die Zuckerfabrikation verwendet wurden. Rechnet man, daß 11H Ctr. Rüben 1 Ctr. Rohzucker oder 82 Pfd. Raffinade geben: so würde im Jahre 1863/64 bei einem Gesammtverbrauche von 39,911,520 Zoll- centner Rüben an 2,845,865 Zollcentner Raffinade im Zollverein Producirt worden sein, die nach dem Fabrikpreise einen Werth von 85,377,000 fl. repräsentiren.
Preußen hatte 1864 schon 221 Zuckerfabriken; darunter sind in Köln allein 12, und die Pommersche Provinzial-Zuckersiederei in
33