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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Zuckerbäckereiläden. Die Tabakfabrikation. 523

mäßiges festes Einwickeln der Beine gute Dienste. Die Kleidung des übrigen Körpers soll aber stets locker sitzen.

In der Sommerszeit wird in den Conditoreiläden zwar wenig Zuckerwaare abgesetzt, dafür aber mehr Sodawasser, Bier, Gefrore­nes rc. verzehrt, und sind die Geschäfte nicht blos an den Werktagen bis 10 Uhr Abends auf, sondern auch an den Feiertagen.

175. Die Tabakfabrikation (siehe S. 419425). Hier kommt es vor Allem auf die Zubereitung des Tabakes an. Der Fabrikant, der sich mit der Zurichtung des Tabaksblattes befaßt, richtet sein Augenmerk im Allgemeinen auf Zweierlei: einmal sucht er den vorzüglich in den geringeren Tabakssorten sehr beträchtlichen Nicotin-(Gift--) Gehalt zu verringern, das andere Mal den Wohl­geschmack und den Wohlgeruch zu erhöhen. Wenn er in Bezug auf das Erstere auch wenig vom wissenschaftlichen Standpunkte aus seine Aufgabe aufgefaßt hat, so hat ihn doch wie es inO. Spamer's Buch von den Erfindungen rc. heißt, aus welchem wir hier schöpfen die Erfahrung das richtige Mittel allmälig finden lassen. Er unter­wirft die Blätter einer Gährung, d. h. er läßt sie fermentiren. Dadurch erreicht er auch schon den zweiten Zweck zum Theil mit; denn neben der theilweisen Zersetzung des Nicotins bewirkt die Gäh­rung nicht nur eine Veränderung der stickstoffhaltigen Bestandtheile des Tabaks, welche beim Verbrennen immer einen unangenehmen Geruch entwickeln, sondern sie trägt zur Erhöhung des Aromas auch direkt durch Bildung neuer und angemessener Stoffe bei.

Gleich nach der Ernte werden die Blätter einem strengen Sor- tiren unterworfen, wobei die hellen von den dunkeln, die reifen von den unreifen, die fehlerlosen von den minder guten getrennt werden. Dabei entrippt man sie häufig zugleich, indem man entweder die starke Mittelrippe mit einem scharfen, flachen Messer ausschneidet, oder sich dazu zweier festgemachter und, um die Stärke der Rippen von einander abstehender Messerschneiden bedient, über welche das Blatt hinweggezogen wird. Das letztere Verfahren giebt mehr Abfall, dafür wird aber an Zeit erspart. Uebrigens werden nur feinere Sorten entrippt; bei den geringeren Tabaken begnügt man sich, die Blätter durch zwei nahe an einander gehende Walzen laufen und die Rippen quetschen zu lassen. Dadurch werden sie biegsamer und zugleich verbrennlicher.

Sind die Blätter solchergestalt zugerichtet und sortirt, so erfolgt die Einleitung des chemischen Prozesses. Sie werden entweder mit einer besonders präparirten Flüssigkeit (Beize, Sauce) oder auch mit Salzwasser befeuchtet und an einem gleichmäßig warmen, luftigen Ort, oder in sog. Netzkellern, auch in Kästen oder Fässern aufgehäuft. Schwere Landtabake werden vorher wohl auch einer Auslaugung un­terworfen. Man schichtet dann die Bündel zu Haufen aufeinander, die ähnlich wie Kohlenmeiler gebaut werden. Die Spitzen der Blätter