Dokument 
Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
Entstehung
Seite
524
Einzelbild herunterladen

524

Die Tabakfabrikation.

kommen nach dem Centrum, die Stielseiten nach Außen hin zu liegen. Dabei sorgt man, daß keine große Zwischcnräume übrig bleiben, sondern Alles so fest wie möglich aufeinander liegt. Durch die Wärme, die man in der kalten Jahreszeit aus eine künstliche Weise immer gleichmäßig erhält, gerathen die Blätter sehr bald in Gährung und erhitzen sich dabei ziemlich bedeutend. Im Innern der Haufen ist die Fermentation und die Wärmezunahme kräftiger, als an der Außen­seite. Um daher ein gleichmäßiges Produkt zu erhalten, setzt man die 45 Fuß hohen und ebenso breiten Brühhaufen aus verschiede­nen Tabackösorten zusammen und nimmt die besseren Blätter in die Mitte; mit den minder feinen setzt man die äußeren Wände zu.

Eine große Aufmerksamkeit auf die Veränderung welche wäh­rend der Fermentation im Innern der Haufen vorgeht, ist sehr noth­wendig. Die Erhitzung darf nicht zu weit gehen, weil sonst die Blätter leicht zu dunkel werden und die Feinheit des Aroma's nicht erreicht wird, die man bezweckt. Deshalb legt man auch die Haufen öfters um, ähnlich wie man die Malzhausen umsticht, und sucht auf diese Weise Gleichmäßigkeit zu erzielen. Man kann übrigens die Gährung in jedem Augenblick unterbrechen, wenn man den Brühhau­fen auseinander nimmt und die warmen, feuchten Büschel einer ra­schen Trocknung unterwirft. Es wird dann gewissermaßen das Fer­ment ertödtet. Zwar rührt und regt es wieder seine Kraft beim Eintreten der warmen Jahreszeit, ähnlich wie der Wein im Fasse anfängt zu rumoren, wenn die Reben blühen; allein die kräftigste Gährung ist vorüber. Eine langsame, trockene Fermentation mag auch auf dem Lager noch vor sich gehen; denn es ist eine allbekannte Thatsache, daß der Taback bis zu einer gewissen Zeit mit dem Alter an Güte gewinnt. Manche Sorten machen aber auch davon eine Ausnahme; sie sind, wie viele Weine, die nur jung genossen werden können, gleich nach der Fermentation die wohlschmeckendsten.

Bisweilen nach, bisweilen aber auch vor dem Fermentiren er­folgt für diejenigen Sorten, welche weit verschickt werden sollen, das Streichen oder Abblatten. Dasselbe besteht darin, daß die großen Blätter entweder über dem Knie oder auf dem Tische sorgfältig mit der Hand geglättet und dann ganz genau, eins über das andere ge­legt werden, so daß Rippe auf Rippe zu liegen kommt. Eine An­zahl von ungefähr 16 solcher zugerichteter Blätter heißt eineDocke", sie wird an den Stielen fest zusammengebunden und zwischen dünnen Brettchen gepreßt.

Der Zollverein ist gegenwärtig das wichtigste Fabrikgebiet für den Tabak. Von dem Gesammtverbrauch von etwa 1 Mill. Ctr. waren (1854) H selbst erzeugte, und ^ importirte Waare. Vor Allem hat die Cigarrenfabrikation im Zollverein einen hohen Grad der Vollkommenheit erreicht. Gerade die Tabakssabrikation läßt ver­einzelte Kräfte neidlos neben größeren Unternehmungen stehen. Die