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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Die Takakfabrikation.

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Tabaksindustrie erhielt in obenerwähntem Jahre z. B. in Hannover und Oldenburg allein mehr als 350 Etablissements, (von denen nur 20 einen erheblichen Umfang hatten), in Bayern 126, im Großher- zogthum Hessen 29, in Baden 50 u. s. w. im Gange, und die Ci- garrenfabrikation bot sogar den Landbewohnern in manchen Gegenden eine lohnende Nebenbeschäftigung. Preußen hatte damals schon mehr als 700 Fabriken, in welchen über 15,000 Personen Beschäftigung fanden, ungerechnet die Tausende von Tabaksspinncrn und Cigarren- machern nebst deren Arbeitern und Gehülfen. In der bayerischen Pfalz befanden sich zu jener Zeit 43 Fabriken, die mit 644 Arbei­tern 12,143 Ctn. Rauch- und Schnupftabak und 29,860,000 Stück Cigarren producirten. Der Werth des Rohproduktes verdoppelte sich durch die Verarbeitung. Die Arbeiter erhielten per mille Cigar­ren 1 st. 20 3 st. je nach der Qualität des Tabaks und der Fayon des Fabrikats. Rauch- und Schnupftabakfabrikation wird im Zoll­verein nicht so stark, wie Cigarrenfabrikation betrieben.

In Oesterreich, welches ebenfalls starken Tabaksconsum hat, war die Tabakfabrikation in 24 25 Staatsfabriken concentrirt, welche mehr als 28,000 Personen beschäftigten, worunter 21,000 Indivi­duen allein mit Cigarrenanfcrtigen. Das Tabaksmonopol ^) brachte Oesterreich 1854 vom Schnupftabak einen Bruttobetrag von 6,145,011 st., vom Rauchtaback 20,148,839 st., von den in seinen eigenen Fa­briken verfertigten Cigarren 13,880,313 st. und von den importirten Havannacigarren 769,313 st., zusammen 40,944,001 st.! ein. Im Jahre 1860 arbeiteten in den österr. Aerarialtabaksfabriken 21,800 Personen, welche 733,600 Zoll-Centn. in- und ausländische Tabaks­blätter verarbeiteten und 60,700 Ctn. Schupftabak, 581,700 Ctn. Rauchtabak und 823,^ Will. Stück Cigarren erzeugten (ausländische wurden 14,5 Mill. verkauft).

Auch in Frankreich besteht das Tabaksmonopol schon seit alter Zeit. Dasselbe war zwar 1791 nach lOOjährigem Bestehen wieder aufgehoben worden, wurde aber 1810 wiederum eingeführt, trug im Jahr 1847 Netto 85,900,000 Frcs. ein, eine Einnahme, welche von jener Zeit an immer mehr stieg. Die Tabakfabrikation war damals in 10 Fabriken concentrirt. Jetzt bestehen, nach den An­gaben im Jndustrieausstellungs-Kataloge in den 17 Tabakfabriken, welche auf Regie der Regierung betrieben werden, 17,000 Personen beschäftigt, unter denen 1415,000 Frauenspersonen beständigen Erwerb finden (ohne die S. 429 erwähnten in den Tabaksbau-Eta­blissements beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen).

In Rußland werden auch Cigarren fabricirt, die sich aber nicht auszeichnen. Schweden besitzt u. A. in Stockholm eine Fabrik

Am 26. April wurde die Aufhebung deS Tabakmonopols von 1868 an in beiden Reichshälften principiell festgestellt. Dagegen soll aber eine dreifache Steuer auf Tabakfabrikation, Tabakproduktion und Tabakhandel eintreten.