Tabak entrippen. 527
Arbeit und man glaubt, daß dieselbe sogar ein Schutzmittel gegen das Fieber sei.
Die Beschäftigung halt das ganze Jahr an.
Die Vers. schildert bei dieser Gelegenheit den Besuch, welchen sie in zwei großen Tabaksfabriken vornahm, und zwar in folgender Weise*): „Ich ging durch G.'s Fabrik und sah Frauenspersonen mit so gemeiner Arbeit beschäftigt und in so unleidlichen Verhält- nissen, wie es mir in meinem Leben noch nie vorgekommen war. Ich fand es schlimmer hier, als es beim Lumpensammeln ist. Eine Reihe Bretterverschläge in dunklen und engen Räumen, deren Mitte mit Fässern von Tabak eingenommen war, füllten rechts und links den Raum aus, zwischen denen ein enger Gang lief, versehen mit Luken, durch welche das Arbeitsinaterial mittelst Maschinerie herein und die verarbeitete Masse hinweggeschafft wurde. Die Luft in diesem ganzen Raume (umso mehr also in den einzelnen Arbeitsver- schlägen) war so drückend und so widrig, daß ich die kurze Zeit über, während welcher ich mich dort befand, mich ganz betäubt fühlte. Der Gang war angefüllt mit schmutzigen und verdorbenen Tabaksabfällen. Und in einem anderen Saale hielt es sogar schwer, wegen des herrschenden Dunkels die Gesichter der alten Frauen und verwahrlosten Kinder zu unterscheiden, die hier beschäftigt waren. — Eine Borarbeiterin führte in jedem Saale die Aufsicht, half den Arbeitern beim Abwägen des Tabaks und schrieb das Gewicht der Quantität auf, welche jeder der unter ihr gestellten Personen zugetheilt ward. — Diese Arbeiter und Arbeiterinnen waren größtentheils irländischer Abkunft. — Es ist eine sehr schmutzige und widerliche Arbeit. — Die Arbeiterinnen erhielten 50 Cts. für das Strippen von 100 Pfd. Tabak. Sie streiften jeden Tag etwa 30—50 Pfd. und verdienten so K 1—3 pr. Woche. — Die Mehrzahl dieser armen Menschen, die in dieser Fabrik beschäft waren, hatten gar keine Hei- math, sondern mußten sich in sog. „Schlafstellen" (?) einmiethen, zu 37 Cts. pr. Woche und kauften sich um einige Cts. irdendwo und irgendwas zum Essen. Ihre Arbeitszeit dauerte von 7 Uhr Vorm.
*) In der Einleitung schon ist ausdrücklich darauf hingewiesen, daß gegenwärtiges Buch ein vollständiges Bild der „Frauen - Arbeit" zu geben bestrebt und bestimmt ist, nicht nur anzugeben, in welchen Erwerbszweigen sie zulässig und lohnend ist, sondern auch auf diejenigen aufmerksam zu machen, in denen die Arbeit schon zu sehr besetzt ist und zu denen der Zugang deshalb abgerathen wird. — Die Anführung amerikanischer Verhältnisse beabsichtigt vor Allem, darauf ausführlich hinzuweisen, in welcher Weise dortselbst bereits die Erhebungen über die „Frauen-Arbeit" gemacht worden sind, und anzudeuten, wie sie auch bei uns gemacht werden sollen. Freilich ist Hiebei der Nutzen nicht zu übersehen, welchen diese Auszüge aus dem Buche der Amerikanerin Penny auch für Auswanderer und die deutschen Bewohner Amerika's haben. — Im Ucbrigcn müssen wir wiederholt und ausdrücklich auf das in der Einleitung gegebene Programm unseres Werkes verweisen.