Dokument 
Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
Entstehung
Seite
529
Einzelbild herunterladen

Der Rauchtabak.

529

betäubend ist, den Orinoko und Laguayra, sehr schwer; des­gleichen Brasiliantabak, ferner Türkischen Tabak, der kei­nen ganz unangenehmen Geruch hat, auch nicht sehr auf die Zunge fällt, aber dafür sehr berauscht; Ungarischen, Siebenbürger, Polnischen, Ukrainer rc. Tabak, lauter wilde, herbe Sorten, welche nur in einigen Gegenden Deutschlands gebraucht werden. Der Nürnberger Tabak wird wegen seiner Güte viel geraucht; einen ähnlichen Ruf hat der Ha nauer, der Hessische, der Duder- ftädter und der Wasungcr Tabak.

Der Rauchtabak kommt im Handel entweder als Blättertabak vor, wo die rohen Blätter ohne weiteres versendet werden, oder als Rollentabak, wo jene bereits gesponnen worden sind.

Die Fabrikation des Rauchtabaks besteht in 6 Hauptverrichtun­gen: 1) im Sortiren der Blätter, 2) im Beizen und Sauciren der­selben, 3) im Zerschneiden, 4) im Trocknen, 5) im Einpacken und 6) beim Rollen- oder Stangentabak im Spinnen der Blätter.

Das Sortiren oder Auslesen der Blätter ist sehr nothwendig; selbst auch bei amerikanischen Blättern, welche eine sehr verschiedene Güte besitzen. Man soll nämlich blos diejenigen Blätter zusammen­bringen, welche von gleicher Beschaffenheit, hauptsächlich der Dicke und Farbe nach, sind. Nach dem Sortiren werden die zu Rauch­tabak bestimmten Blätter entweder entrippt (gestrippt) oder durch Walzen laufen gelassen, in denen man ihren Stengel platt drückt.

Das Beizen oder Sauciren geschieht, theils um dem Tabak einen besseren, entweder schärferen, oder milderen und angenehmeren Ge­schmack und Geruch zu geben, theils auch, um ihm ein besseres An­sehen und die Eigenschaft eines langsameren Verbrennens ohne Flamme mitzutheilen, theils ihn vor dem Verderben zu schützen. Die Materialien zur Beize sind entweder salzige oder süße und gewürz- hafte Stoffe. Der besonderen Mischung der verschiedenen Materia­lien zu der erforderlichen Beize, gewöhnlich ein wohlbewahrtes Geheim­niß des Fabrikanten, verdankt manche Tabakfabrik ihren Ruf. Die Tabakblätter werden vermittelst des S. 523 u. 524 beschriebenen Fer- mentationSProzeffcs vollständig mit der betreffenden Sauce oder Beize rmprägnirt. Zu dem gewöhnlichen Rauchtabak werden die Blätter bei einer mäßigen Wärme auf Horden getrocknet, und dann auf der Schneidemaschine zerschnitten, nachdem man sie (oder auch Rollen­tabak) etwas angefeuchtet hat. Den geschnittenen Tabak reibt man dann mit den Händen kraus und trocknet ihn auf luftigen Böden unter öfterem Umwenden sorgfältig. Geringe oder scharfe, nicht saucirte Tabake werden auch wohl erst nach dem Schneiden gelinde geröstet, um die narkotischen Theile abzudampfen.

Soll der Tabak nicht zerschnitten, sondern in gesponnenen Ta­bak, Rollentabak, verwandelt werden, so erfolgt wiederum zu diesem Behufe ein sorgfältiges Sortiren, Befeuchten der Blätter und Ver­spinnen an einem eigens hiefür construirten, sehr einfachen Apparat.

34