Der Rauchtabak.
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betäubend ist, — den Orinoko und Laguayra, sehr schwer; desgleichen Brasiliantabak,— ferner Türkischen Tabak, der keinen ganz unangenehmen Geruch hat, auch nicht sehr auf die Zunge fällt, aber dafür sehr berauscht;— Ungarischen, Siebenbürger, Polnischen, Ukrainer rc. Tabak, lauter wilde, herbe Sorten, welche nur in einigen Gegenden Deutschlands gebraucht werden. Der Nürnberger Tabak wird wegen seiner Güte viel geraucht; einen ähnlichen Ruf hat der Ha nauer, der Hessische, der Duder- ftädter und der Wasungcr Tabak.
Der Rauchtabak kommt im Handel entweder als Blättertabak vor, wo die rohen Blätter ohne weiteres versendet werden, oder als Rollentabak, wo jene bereits gesponnen worden sind.
Die Fabrikation des Rauchtabaks besteht in 6 Hauptverrichtungen: 1) im Sortiren der Blätter, 2) im Beizen und Sauciren derselben, 3) im Zerschneiden, 4) im Trocknen, 5) im Einpacken und 6) beim Rollen- oder Stangentabak im Spinnen der Blätter.
Das Sortiren oder Auslesen der Blätter ist sehr nothwendig; selbst auch bei amerikanischen Blättern, welche eine sehr verschiedene Güte besitzen. Man soll nämlich blos diejenigen Blätter zusammenbringen, welche von gleicher Beschaffenheit, hauptsächlich der Dicke und Farbe nach, sind. Nach dem Sortiren werden die zu Rauchtabak bestimmten Blätter entweder entrippt (gestrippt) oder durch Walzen laufen gelassen, in denen man ihren Stengel platt drückt.
Das Beizen oder Sauciren geschieht, theils um dem Tabak einen besseren, entweder schärferen, oder milderen und angenehmeren Geschmack und Geruch zu geben, theils auch, um ihm ein besseres Ansehen und die Eigenschaft eines langsameren Verbrennens ohne Flamme mitzutheilen, — theils ihn vor dem Verderben zu schützen. Die Materialien zur Beize sind entweder salzige oder süße und gewürz- hafte Stoffe. Der besonderen Mischung der verschiedenen Materialien zu der erforderlichen Beize, gewöhnlich ein wohlbewahrtes Geheimniß des Fabrikanten, verdankt manche Tabakfabrik ihren Ruf. Die Tabakblätter werden vermittelst des S. 523 u. 524 beschriebenen Fer- mentationSProzeffcs vollständig mit der betreffenden Sauce oder Beize rmprägnirt. Zu dem gewöhnlichen Rauchtabak werden die Blätter bei einer mäßigen Wärme auf Horden getrocknet, und dann auf der Schneidemaschine zerschnitten, nachdem man sie (oder auch Rollentabak) etwas angefeuchtet hat. Den geschnittenen Tabak reibt man dann mit den Händen kraus und trocknet ihn auf luftigen Böden unter öfterem Umwenden sorgfältig. Geringe oder scharfe, nicht saucirte Tabake werden auch wohl erst nach dem Schneiden gelinde geröstet, um die narkotischen Theile abzudampfen.
Soll der Tabak nicht zerschnitten, sondern in gesponnenen Tabak, Rollentabak, verwandelt werden, so erfolgt wiederum zu diesem Behufe ein sorgfältiges Sortiren, Befeuchten der Blätter und Verspinnen an einem eigens hiefür construirten, sehr einfachen Apparat.
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