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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Rauchtabak. Der Schnupftabak.

Während die obenbenannten, meist vorbereitenden Verrichtungen großentheils der Frauenarbeit mit eingeräumt werden können, bleibt das Tabaksspinnen aber der Arbeit von Männern überlassen und die Tabaksspinner" bilden in manchen Ländern ihre eigene Zunft.

Vom Verpacken des Tabaks überhaupt, mithin auch des Rauch­tabaks, wird in einem eigenen Artikel die Rede sein.

178. Der Schnupftabak (weitere Fortsetzung des Artikels überTabakfabrikation") ist in Pulverform bereitet, und gewinnt man ihn gewöhnlich aus dicken, fetten, schwarzbraunen, amerikanischen, holländischen, pfälzischen und Nürnberger Blättern; wird aber oft auch blos aus Nippen, Stengeln und anderen Theilen bereitet, welche bei der Rauchtabakfabrikation rc. abfallen.

Es giebt, je nach der Verschiedenheit der Verarbeitung der Ta­bakblätter zu Schnupftabak, zweierlei Arten desselben: rapirten und gestampften Tabak. Bei der ersteren Art werden die Blätter erst in Karotten» d. i. eirunde, dichte, spindelförmige Körper verwandelt, welche man auf der Reibmaschine (Raspelmühle, Rapier- oder Ra- pecmühle) zu Pulver zerreibt. Bei der zweiten Art aber werden die Blätter auf der Stampfmühle durch stark beschlagene Stampfer zerstampft. Beide Methoden der Zerpulverung geschehen entweder vor oder nach dem Beizen (Sauciren). In den meisten Fabriken werden wohl die Blätter vor dem Zerpulvern gebeizt. Eine besonders gute Napeemaschine hat der Maschinenfabrikant C. G. Haubold jun. in Chemnitz construirt, welche, durch einen Mann betrieben, mit 16 Messern in der Stunde 2j Pfd. Schnupftabak rapirt und zwar staub- los, ohne daß er sich erhitzt, zu jeder Feinheit abgesondert, und ohne daß derselbe, wie auf den Trommeln, an Geruch verlieren kann.

Da die Tabaksblätter, so wie sie z. B. aus Amerika in Fässern zu uns kommen, von sehr verschiedener Qualität sind, so sucht man darunter für den Schnupftabak hauptsächlich diejenigen aus, welche dick, fett und von Farbe braunschwarz sind.

Die Beize oder Sauce für den Schnupftabak soll theils den na­türlichen Geruch des Tabaks mehr hervorheben, theils ihn mehr in den Zustand setzen, daß er beim Schnupfen einen angenehmen Reiz auf die Geruchswerkzeuge äußert. Im Grunde können zur Beize des Schnupftabaks dieselben Ingredienzen genommen werden, die man beim Rauchtabak anwendet. Die Wahl der Bestandtheile zu dieser Beize und die Zusammensetzung der gewählten nach einem bestimmten Verhältniß, macht das Geheimniß des Schnupftabakfabrikantcn aus. Und hieraus macht er dann die Brühe, die er zu dem schon S. 523 rc. bclchricbencn Gährungsproceß braucht, um die Blätter von der Sauce gut imprägniren zu lassen.

Was das Beizen des Tabaks betrifft, wenn er schon zu Pulver verwandelt ist, so ist dies ein ganz besonderes Verfahren und mit anstrengenden Verrichtungen verbunden, welche für Frauenspersonen