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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Schnupftabak.

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nicht geeignet sind, und worüber wir daher füglich mit Stillschweigen hinweggehen können.

Die meisten französischen Tabake werden zu Schnupftabaken ver­arbeitet. Nachdem zuvörderst die Rippen von unten etwa bis zum vierten Theil abgeschnitten oder vielmehr ausgerisscn worden sind, werden sie in dem Netzkeller erst mit Salzwasser vermengt, nach 24 bis 30 Stunden in ungefähr 1 Zoll breite Streifen geschnitten und zum Fermentiren (s. S. 523 u. 524) in viereckig geformten Massen aufgehäuft.

Marokko und h o llä ndi sch e n N a p 6e beizt man erst, wenn der Tabak pulverisirt ist. Der erstere wird ebenso wie St. Omer und Prima St. Vincenz aus denjenigen fettesten virginischen Blättern gemacht, welche im Handel auch Sweetsens genannt werden, schwer, im Anfühlen klebrig und beinahe schwarz, in's Violette spie­lend.

Neben dem karottirten und zerriebenen Schnupftabak giebt es auch zerstampfte oder sein zerschnittene. Den gepulverten Tabak siebt man, um die gröberen, ungleichförmigen Theile davon abzu­sondern , welche man noch weiter zerstampft und zerschneidet. Zur Darstellung mehl- oder staubartigen Tabaks z. B. zu Tonko, Spa­niel rc., den man entweder aus Blättern oder auch aus Rippen und Bröckeln von Tabak machen kann, wendet man eine Art Mahl­mühle an.

Nicht selten giebt man dem Spaniol, dem Tonko, dem Marin» und anderen feinen Schnupftabaksortcn eine schöne hochrothe, dem holländischen Rapoe eine gelbe, dem St. Omer, dem Straßburger eine violette, dem von Natur olivengrünen Brasiliantabak u. A. eine schwarze Farbe durch allerlei Pigmente, die, wie Röthel, Oker, Zie­gelmehl rc. sogar einen Nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit ausüben. Am Schlüsse der Fabrikationsperiode des Schnupftabakes pflegt derselbe in eichenen Fässern von 78 Eimer aufbewahrt zu werden.

Don der Verpackung des Schnupftabaks wird gelegentlich der Verpackung des Rauchtabaks in einem eigenen Artikel die Rede sein.

Will man Schnupftabak selbst und im Kleinen zubereiten, so befolge man nachstehende Vorschrift: Man nehme ungarische Blät­ter (die nur ca. II Psg. pr. Loth kosten), trockne die rohen Blätter erst mäßig, schneide, reinige und siebe sie, feuchte sie dann mit einer Sauce an, die auf eine Quantität von 30 Pfd. Taback aus 3 Loth gereinigter calcinirter Potasche, 6 Loth Salmiak und 1 Pfd. Koch­salz, gut mit einander gemengt und in 2^ Pfd. lauwarmem, reinen Flußwassers aufgelöst, besteht. Dieser Lösung wird aber noch 8 Loth rother Wein, 2 Loth Honig und 2 Loth Wachholdersast zugesetzt; sie darauf bei gelinder Hitze 10 Minuten im Sieden gehalten und dann 2 Loth Alantwurzel, sowie 1 Loth gereinigte calcinirte Potascbe in zerkleinertem Zustande nebst 24 Loth Flußwasser hinzugethan, diese