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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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532 Schnupftabak. Kautabak. Verpackung der verschied. Tabake.

Mischung darauf in einem bedeckten Topfe 2 Stunden lang digeriren gelassen, dann aber die Flüssigkeit durchgeseiht und der Rückstand aus­gepreßt. Der mit dieser Sauce gehörig befeuchtete Tabak wird in einen Topf eingedrückt, mit einer Blase zugebunden, in den Keller gestellt und mindestens 1012 Wochen der Gährung überlassen. Je länger man denselben aber aufzubewahren vermag, desto vorzüglicher Wird er.

Es giebt auch Schnupftabak, welcher ohne allen Zusatz von eigent­lichem Tabak aus Rosmarinblättern, Majoran und anderen grünen Pflanzenkörpern, mit mancherlei Zusätzen, auch verschieden bereitet wird. Solche Pulver sind z. B. der grüne Augcntabak, der sog. Schneeberger rc.

179. Kautabak (weitere Fortsetzung des Artikels derTabak­fabrikation") wird in Norddeutschland, England und Nordamerika in eigenen Fabriken und in beträchtlicher Menge fabricirt, zunächst für den Bedarf der Matrosen, welche ihn für ein Schutzmittel gegen den Scorbut halten. Diese sonst eben nicht anständige Gewohnheit des Tabakkauens ist in Europa hie und da aber auch schon viel auf Sol­daten und Landleute übergegangen und hat sich in der amerikanischen Gesammtbevölkcrung sogar schon ziemlich stark verbreitet.

Frauenarbeit wird in solchen Fabriken ebenso, wie in Ranch- und Schnupftabaksabriken, zumal im Sortiren der Tabaksblätter und deren Entrippen rc. Verwendung finden.

180. Verpackung des Rauch-, Schnupf- und Kautabaks

(weitere Fortsetzung des Artikels überTabakfabrikation"). In Amerika versehen Frauenspersonen in den Rauch-, Schnupf- und Kautabak-Fabriken das Einpacken der Waare und das Etikettiren, Firnissen, Siegeln, Umwinden u. dergl. der Packete, Büchsen, Schach­teln u. dcrgl. Sie stehen bei dieser Beschäftigung, haben das ganze Jahr hindurch Erwerb, arbeiten nur beim Tageslichte, werden stückweise oder nach dem Gewichte bezahlt und verdienen Hiebei K 56, auch K 4. 25 bis S 9 pr. Woche, oder K 1 pr. Tag.

Während dieser Verrichtungen tragen die Arbeiterinnen den Kopf gegen den Tabakstanb verhüllt. Ein großer Theil des Staubes wird indessen eingcathmet und verursacht in den Athmungsorganen große Beschwerde (s. Diätetik dagegen S. 521).

In der Schnupf- und Tabakfabrik zu White Chapel Road bei London wird das Verpacken der Waare von jungen Mädchen zwi­schen 1213 Jahren unter Aufsicht einer Vorarbeiterin besorgt. Die Mädchen sind in Partien von je 3 getheilt: die eine derselben wiegt den Tabak ab; die beiden anderen formen und füllen die Packete. Die stinken Finger der Kinder machen dieselbe mittelst hölzerner For­men und wenden beim Füllen weite, blecherne Trichter an, Alles mit solch' bewunderungswürdiger Leichtigkeit und Schnelligkeit, daß,