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Die Cigarren.
Rohmaterials, das diesem Beispiele folgte, seit den letzten dreißiger Jahren aber die Rivalität Leipzigs und Berlins hat anerkennen müssen. Die Zahlen, welche uns bei diesem Industriezweige gegenüber treten, sind ganz enorm, und es gäbe höchst merkwürdige Aufschlüsse, wollte man in Ziffern zusammenstellen, wie viel Tausende z. B. eine Großstadt, wie Hamburg, täglich verraucht; welches Capital dabei in die Luft geht, welche Unsummen allein in den Stummeln weggeworfen werden u. s. w. — Die volkswirthschaftliche Bedeutung der Cigarrenfabrikation leuchtet aber gewiß ein, wenn man bedenkt, daß fast in jeder mittleren Stadt des Zollvereins Cigarrenfabriken sind, die Hunderte von Arbeitern beschäftigen, ja daß anzunehmen sein dürfte, wie in Deutschland allein mindestens 25,000 Mill. Cigarren consumirt werden, die beiläufig ein Kapital von 200 Mill. Gulden repräsentiren.
In Oesterreich und Frankreich wurde die Cigarrenfabrikation bisber als ein Monopol der Regierung betrieben und es waren daher auch die Cigarrenfabriken Staatsunternehmungen. Trotz ihrer großartigen Einrichtungen vermochten sie aber nicht immer die erforderlichen Quantitäten zu erzeugen und kamen daher oft, besonders aus Oesterreich, bedeutende Aufträge auf Cigarrenanfertigung an die Fabriken des Zollvereins.
Der österreichische Bericht über die letzte Londoner Weltausstellung schildert die Einrichtung rc. in den ärarialischen Tabaksfabriken Oesterreichs und Frankreichs in Folgendem: Die österreichische Tabak- fabrikation wird in 24 Fabriken betrieben, wovon sich 10 bloß mit der Erzeugung von Rauch- und Schnupftabak beschäftigen. Als Hauptfabrik, welche nicht nur alle Sorten von Tabak, und manche davon ausschließlich erzeugt, sondern auch die größten Lagerräume, Vorräthe und weitgedehiitesten mechanischen Betriebsmittel besitzt, erscheint Hainburg in Niederösterreich. Die Theilung der Arbeit ist nach rationellen Grundsätzen durchgeführt und jede Fabrikationsabtheilung führt ihre besondere Verrechnung. Das Fabriklager steht unter Verrechnung der Vorsteher, und das Rechnungs- und Controlwesen ist fest geordnet.
Die Arbeit der Cigarrenvorrichtung wird nach der Gesammt- leistung dieser Abtheilung bezahlt. Als Maaßstab dient die in einer gewissen Periode (Woche) erzeugte Cigarrenmenge, und der danach entfallende Gesammtverdienst der Vorrichtung wird nach Köpfen getheilt. — Den Cigarrenarbeitcrn (meist weiblichen Individuen) wird der zur Erzeugung der Cigarren hergerichtete Rohstoff zugewogen. Jede Cigarrenspinnerin hat ein sog. Puppenmädchen neben sich, welches die Puppen (d. i. die in das Umblatt geschlagene Wickel) anfertigt. Die Spinnerin schneidet das Deckblatt und über- spinnt damit die Puppe. Der Lohn ist nach der Leistung bemessen und wird zwischen der Spinnerin und der Puppenmacherin nach einem bestimmten Verhältnisse getheilt.