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bis 1 8k. 6 6. bezahlt. Auf diese Art verdiente ein Ciqarrenarbeiter 4—8 8k. pr. Tag.
Die Cigarren bestehen aus dem Deckblatte und aus der Einlage. Zu letzterer benutzt man theils die kleineren, theils die zerrissenen größeren, mehr mürben, minder schön gefärbten Blatter, bei schlechten Cigarren wohl auch die Stengel, — während man zum äußeren Deckblatte die größten, schönsten Blätter von der besten Farbe auswählt. — '
Das Cigarrenwickeln ist Arbeit der freien Hand und geht bei einiger Uebung sehr schnell von statten. Man hat zwar schon vielerlei Maschinen zu ihrer Herstellung zu benutzen versucht, jedoch ohne Erfolg, und Cigarren der geringsten Sorte, die etwa hie und da mittelst Maschinen gemacht zu werden pflegen, mästen dennoch zu guterletzt mit der Hand vollendet werden. Die Cigarrenfabrikation wird am stärksten in spanisch Westindien betrieben. Herr Granier von Cassagnac schildert uns aber diese Cigarrenmacherei als gar nicht erbaulich. Eine solche Cigarrenfabrik oder TukuHueria ist in der Regel — erzählt er — nach der Straße zu ein ganz offener Laden, dessen ganzes Ameublement in einem Tische, 4—5 Stühlen und einem Gefäß mit Wasser besteht. Um den Tisch herum sitzen 4—5 wenig und schlecht bekleidete, unappetitlich aussehende Neger, welche die Cigarren rollen, die von den duftenden Lippen unserer Lions in die Luft gedampft werden.
Auch in Amerika stnd Frauenspersonen beim Cigarren- machen beschäftigt. In New Ijork arbeiten mehr Deutsche, in Philadelphia mehr Amerikaner in der Cigarrenfabrikation. In Phila- dephia zählen die männlichen und weiblichen mit Cigarrenmachen beschäftigten Individuen gegen 4000. Auch finden dort mehr Frauenspersonen hierin ihren Erwerb, als in New Jork. Der Grund hiervon soll sein, daß in Philadelphia meistens Cigarren der geringsten und billigsten Sorte fabricirt werden, welche pr. Stück 2—3 Cts. kosten. Auch in New Ijork machen Frauenspersonen nur die billigsten Sorten, welche man „8ix68" nennt; weil sie vermöge der größeren Fingerfertigkeit davon mehr fertig bringen, als männliche Arbeiter. Man will dort noch immer an der Behauptung festhalten, daß Frauenspersonen feinere Sorten von Cigarren nicht fertig zu bringen vermögen. Dies kann jedoch lediglich nur in dem Mangel gründlicher Unterweisung liegen. Denn die männlichen Arbeiter sind engherzig genug, ihnen dieselbe aus Furcht vor Concurrenz zu verweigern. Dessenungeachtet giebt es Frauenspersonen, welche eben so gut Cigarren zu machen verstehen, wie männliche Arbeiter. Solche >ol!ten nun aber gerade Lehrlinge ihres Geschlechtes darin unterweisen ; dann würde auch in der Fabrikation feinerer Cigarren das weibliche Geschlecht einen Erwerb finden können. Allerdings ist es für sie schwierig, es den Männern gleich zu machen, welche dieses Gewerbe in einer regelmäßigen Lehrzeit durch und durch erlernt zu haben