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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Die Cigarren.

und gleichzeitig schnelle Bewegung der Finger, und die Fähigkeit, zu­gleich mit der rechten und linken Hand arbeiten zu können, erfordert allerdings gute Uebung. Solche, die sagen, sie hätten das Cigarrcn- machen in 3 Wochen oder gar in 8 Tagen erlernt, können damit nur die Anfertigung einer einzigen und zwar der geringsten Sorte von Cigarren verstehen. Weibliche Lehrlinge erhalten Verkö- stigung oder verdienen wenigstens so viel, daß sie sich verköstigen können. . *

Viele Aerzte halten das Cigarrenmachen für eine ungesunde Ar­beit. Manche Frauensperson kann den Geruch des Tabaks auch nicht ausstehen. Und ebenso sehen Männer, die keine starke Lunge haben, bald Schwindsüchtigen gleich. Der Sohn eines Cigarrenfabrikanten bestätigte letzteres auch, indem er darauf hinwies, daß die meisten Cigarrenmacher bleich und mager aussehen. Eine Arbeiterin ge­stand, daß sie anfangs, als sie das Geschäft erlernte, meist von der Luft, die in dem Arbeitsraume geherrscht habe, heiser geworden sei und daß ihr der Tabaksgcruch Kopfschmerz verursacht habe. Sie habe stets Brechreiz gehabt. Aber unvermerkt sei sie daran gewöhnt worden und fühle jetzt keine schlimmen Folgen dieser Beschäftigung mehr. In einer Fabrik, welche die Verf. besuchte, sah sie lauter kräftige, gesunde und fröhlich darein schauende Mädchen beschäftigt, welchen man nichts ansah, daß ihre Beschäftigung auf die Gesund­heit schädlich einwirke. Das fortwährende sich Bücken und Beu­gen über die Arbeit, meint ein Cigarrcnfabrikant, sei das einzige, was man als unbequem und ungesund bei dieser Beschäftigung be­zeichnen könnte. Circulire in den Arbeitsräumen aber nur frische Luft, dann falle jedes andere Bedenken hinweg. Nur ist auch noch vor übermäßiger Anstrengung zu warnen. Diejenigen, welche auf Einmal recht viel fertig bringen und verdienen wollen, sollten bedenken, daß sie sich dadurch Krankheiten aussetzen, welche sie dann auf lange Zeit unfähig machen, etwas verdienen zu können, und daß sie jedenfalls ihre Kräfte früher erschöpfen und jene Zeit desto eher herannaht, wo sie nichts mehr oder nur mit großer Anstrengung Etwas noch zu Stande bringen.

Ueber die Diätetik gegen verunreinigte, staubige Luft sehe man, was auf Seite 521 angegeben ist. In Betreff der sitzenden Kör­perstellung, zumal mit stark gebeugtem Oberkörper, schreibt Dr. Bock vor, daß (wo dieses irgend möglich wäre) mit Sitzen und Stehen gehörig abgewechselt werden sollte, daß der Oberkörper so gerade als möglich zu halten sei, alle Beengung durch Kleider vermieden werden müsse, und es öfters im Tage im Stehen mehrere Male, wo möglich in frischer Luft, kräftig ein- und ausgeathmet werden sollte. Nach der Arbeit ist es durchaus nöthig, sich tüchtige Bewegung im Freien zu machen (durch weite Spaziergänge, Gartenbau u. dergl.). Die Diät sei nahrhaft, aber leicht verdaulich, nicht etwa erregend (d. h. nicht sehr gewürzhaft, spirituös); auf gehörige Leibesöffnung zu