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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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540 Cigarrenfabrikation als Hausbefchaftigung.

nicht sogleich an den Mann zu bringen nothwendig hat, sondern durch Liegenlassen aus demselben Material eine bessere Waare erzielt.

Für solche Leute schalten wir nun auch eine kurze Beschreibung der Verrichtungen, nach einer in den Anfang der 40ger Jahre von L. W. Nestler in Bremen herausgegebenenAnleitung zur Fabri­kation der Cigarren" hier ein.

Zur Cigarrenfabrikation im Kleinen dient jede etwas geräumige Wohnung, wenn nur außer dem Arbeitstische in der Nahe des Ofens ein Gerüst angebracht werden kann, auf welchem im Winter die Hor­den zum Trocknen der Cigarren aufgeschichtet werden können. Im Sommer trocknet man sie besser an der Luft. Bei größerer Fabri­kation versteht es sich von selbst, daß dazu passender Raum vorhan­den sein muß.

Von Geräthschasten braucht man:

1) Arbeitstische, die so breit sein müssen, daß auf beiden Sei­ten gearbeitet werden kann und in der Mitte der für den zu be­arbeitenden Tabak nöthige Raum übrig bleibt. Gut ist es, wenn vor jedem Arbeitsplätze am Rande des Tisches ein Stück Tuch an­genagelt wird, dessen loses Ende der Arbeiter an sich befestigt und dadurch einen Sack bildet, in welchem der Tabaksabfall aufgefangen wird.

2) Jeder Arbeiter muß ein Brett haben, 1618 Zoll lang und 12 Zoll breit. Es muß von Lindenholz sein.

3) Ebenso ist ein kurzes Messer mit einer aufgebogenen, sabelar- tigen, bauchförmig geschliffenen Schneide nöthig, da man nicht mit der Spitze schneiden darf, um die Blätter nicht zu zerreißen. Dann ge­braucht man noch

4) verschiedene Horden zum Trocknen mit einem Lattengestelle, um sie aufzulegen. Die Horden können übrigens aus mit Bindfaden bespannten Rahmen bestehen.

Zu Cigarren müssen immer die feinsten Rauchtabake und die von Farbe schönsten Blätter gewählt werden, wenn sie angenehm werden sollen. Auch von den geringeren Tabaksgattungen sollten doch immer nur die besseren Blätter genommen werden. Die Einlage oder das Innere der Cigarre wird in der Regel von geringeren Stoffen ge­nommen, muß aber immer gut brennen und angenehm riechen. Das sogenannte Umblatt, welches die Einlage umschließt, kann von der­selben Qualität sein. Zum Deckblatt wählt man aber die schön­sten und gesundesten Blätter von Farbe und Geruch, da sie der Waare das Ansehen geben müssen. Zu dem Deckblatt darf man ferner nicht jede Tabaksart nehmen, sondern die Blätter müssen eine gewisse Festigkeit und Zähigkeit besitzen. Auch darf der zum Deckblatt be­stimmte Tabak keine zu starken Rippen haben, weil sonst für den Fabrikanten zu viel verloren geht.

Um den Tabak zum Verfertigen der Cigarren vorzubereiten, muß Einlage und Deckblatt sorgfältig von einander getrennt werden. Zur