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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Cigarrenfabrikation als Hausbeschäftigung. 541

Einlage nimmt man die kleineren oder zerrissenen größeren, die mür­beren oder minder schön gefärbten Blätter, wenn sie nur in Rücksicht des Geschmacks und Geruchs keine Mängel haben, sowie die Schnitzel und Abfälle von den Deckblättern. Alle fremden Körper, sowie auch die Makel in den Deckblättern müssen entfernt werden, damit sie kei­nen schlechten Geschmack und Geruch geben.

Der Tabak ist gewöhnlich zur Fabrikation trocken. Am besten breitet man ihn daher eine Nacht über in einem feuchten Keller aus. Hat man keinen solchen, so muß man die Blätter in ein Gefäß mit Fluß- und Regenwasser tauchen, aber sogleich wieder abschütteln, daß nur wenig Wasser hängen bleibt; man schichtet ihn dann übereinan­der und läßt ihn gleichförmig durchziehen.

Ist der Tabak gehörig feucht, so wird er ausgerippt, indem man das eigentliche Blatt von den Rippen abstreift und zwar immer von der Spitze abwärts nach dem stärkeren Ende der Rippe zu. Man hält das Blatt mit den Fingern der linken Hand an der Spitze, faßt mit der rechten ziemlich weit oben die Mittelrippe desselben, bricht sie an dieser Stelle los, und windet sie um die rechte Hand, während die linke die Blattseiten davon entfernt. Es gehört nur geringe Uebung dazu, diese Arbeit zu erlernen und geschickt auszu­führen. Die tauglichen Blätter mit schwachen Rippen werden gelas­sen, wie sie sind, und zu dem Unterdeck- oder zweiten Blatt verwen­det, welches dazu dient, die kürzeren Stücke einstweilen zusammen­zuhalten.

Nach dem Abrippen wird die Einlage zum Abtrocknen an einen luftigen Ort gelegt. Sie darf nie feucht verarbeitet wer­den, weil sonst die Cigarren zu fest werden und nicht brennen, auch viel zu langsam austrocknen und schimmeln würden, sowie man auch eine zu große Menge von Material dazu gebraucht. Bei fetten Blättern, wenn man fürchtet, daß sie zu schwer zu rau­chen sein würden, ist es gut, wenn man sie vorher auslaugt, d. h. in Wasser legt, ausdrückt und wieder trocknet. Doch ist immer bes­ser, solche Blätter gar nicht zu verarbeiten. Je länger man übri­gens sie weichen läßt, desto mehr wird an Kraft und Gewicht aus­gezogen, wonach man sein Verfahren einzurichten hat. '

Die Deckblätter werden im Ganzen wie die Einlage behandelt, nur dürfen diese nicht trocken werden, sondern man muß sie feucht verarbeiten. Nach dem Ausritzen der Deckblätter folgt das Zuschnei­den der einzelnen Cigarrendecker. Aus einem Blatte kann man 6 bis 10 Decker erhalten, je nachdem das Blatt tauglich und der Ar­beiter geschickt ist. Es ist im Anfang nicht leicht, aber auch hier macht Uebung den Meister. Man versuche sich erst an ordinären Blättern, ehe man die kostbareren verschneidet.

Als allgemeine Regel gilt, daß die Deckblätter immer der Länge des Blattes nach geschnitten werden müssen, so daß die Seitenadern queer durch das Deckblatt hindurch laufen. Auf die