Cigarren- und Tabaksläden.
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In New Jork, woselbst es zahllose größere und kleinere Cigar- renläden giebt, hat die Versass, sich von solch' einer Ladeninhaberin einige Erkundigungen eingezogen. Demgemäß lohnt sich dort das Cigarren- und Tabakverkaufs-Geschäft im Allgemeinen gut, obgleich es nur ^ Gewinn abwirft, während der Kleinhandel mit anderen Waaren 50 H einzubringen pflegt. Indessen muß man sich stets unterrichtet halten, welche Art Waare gerade in dieser Branche die begehrteste ist. Im Spätjahr und Winter setzt sie am meisten ab, da bei warmer Witterung nicht so viel geraucht wird. Von Morgens 6— 9 oder 10 Uhr und dann wieder Abends hat sie am meisten Zuspruch. Anfangs hat ihr, besonders der Schnupftabak beim Abwägen, Kopfschmerzen verursacht; aber, nachdem sie sich einmal daran gewöhnt hatte, spürte sie später nichts mehr davon.
An vielen Plätzen werden auch Mädchen engagirt, um in Cigarren- und Tabacksläden als Verkäuferinnen zu funktioniren, aus dem Grunde, weil die Kunden doch lieber da einkaufen, wo ihnen eine freundliche und erheiternde Bedienung sicher ist, als, wo sie manchmal einen finster blickenden und launenhaften Mann oder einen faden jungen Menschen treffen. In Amerika» wo die Achtung gegen das schöne Geschlecht eine hohe ist, hat eine solche Stellung nichts Verfängliches. Anders verhält es sich, leider, wohl in Europa, wo ein Mädchen, das seinen Erwerb als Verkäuferin in einem Tabaksgeschäfte sucht, allerdings etwas Ernst und Entschlossenheit haben muß, um — „die Herren der Schöpfung" in den gehörigen Schranken des Anstandes und der Sitte zu halten.-—
Noch Eins ist aber solchen Verkäuferinnen oder den Eigentbü- merinnen von der Art Geschäften vonnöthen. Sie sollen auch etwas mehr, als oberflächliche Waarenkunde haben; sie sollen auch den Ursprung, die Entstehung und die Eigenschaften der Gegenstände kennen, mittels deren sie ihren Lebensunterhalt gewinnen, d. h. sie sollen denkende, nicht blos mechanische Arbeiterinnen sein. Es wäre gewiß ehrenvoll für sie, wenn sie über die Waare, welche sie verkaufen, über das Rohprodukt, über die Verarbeitung desselben und über die verschiedenen Varietäten gründliche Auskunft geben könnten, und sich nicht blos auf marktschreierisches Anempfehlen, leeres Anpreisen und auf Gemeinplätze beschränken müßten. Erst das Geschäft treibt man mit Freude und Erfolg, welches man auch gründlich in seinem ganzen Wesen erfaßt hat. Die Kenntniß der Arbeit, die man treibt, das Denken, wie man sie recht oder besser thun könne u. s. w., das ist zum Fortschritt in allen Erwerbzweigen nöthig, und nur so kann man selbst es zu etwas bringen.
Die von Seite 523 an bis hieher auf einander folgenden Abhandlungen über die verschiedenen Zweige der Labakssabrikation, sowie das, was S. 419—425 vom Tabaksbau gesagt ist, bieten Stoff genug dar, sich über diesen Jndustrieartikel ziemlich unterrichten und ein hinlängliches Verständniß desselben erlangen zu können. Und, um
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