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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Cigarren- und Tabakladen.

der Einwirkung von Thautropfen zugeschrieben werden, welche durch die Sonnenhitze schnell eingetrocknet sind. Nichtsdestoweniger giebt es Leute, welche der irrigen Meinung leben, daß diese Flecken von Insektenstichen herrühren, daher solche Blätter als vollkommen aus­gereist halten und die aus ihnen gefertigten Cigarren vorziehen. Diesem Irrthume verdankt so gefleckter Tabak sogar einen höheren Preis, und ist man darauf verfallen, diese Flecken künstlich mittelst Bespritzen der Blätter mit chemischen Aetzmitteln (morckurit8) herzu­stellen. Da aber bald jeder Tabakskenner solch' künstliche Flecken von den echten zu unterscheiden verstand, beschränkte man sich schließ­lich darauf, nur die Blätter zu ordinären Pfälzer und Nürnberger Cigarren zu bespritzen.

Stroh- oderDamen-Cigarren (?ajito8, ?3FiIl68) kom­men aus Havanna. Das Deckblatt besteht in einem Maisblatte (Stroh), dem zur Einlage die zerrissenen Havannablätter dienen, die auf das feinste zerschnitten worden sind. Nach Prof. Wagner's Volksgewcrbslehre" werden dieselben von Nonnen fabri- cirt.

Bei den Papiercigarren (6ixai'6ttu8 oder (ÜF3rit08) liegt die Füllung, aus geschnittenem Tabake bestehend, in einem feinen, eingeleimten, aufgerollten Papierstücke. Die meisten Cigarettcn fer­tigt man mit besonderen Maschinen an. Das in endlosen Streifen der Maschine vorgelegte Papier wird zuvörderst zwischen Gliederket­ten so gepreßt, daß die zur Aufnahme des Tabaks dienenden Kam­mern gebildet werden. Das gekniffene Papier wird bei seinem Fort­gange mit Tabak gefüllt, geschnitten, gefaltet und an beiden Enden dergestalt gefalzt, daß am Ende der Maschine fertige und sehr sau­ber gepreßte Cigarettcn abfallen. In Rußland giebt eS eine neue Art von Papiercigarren, genanntS ich erh eitscig arren von Sadousky", die weder Funken, noch Asche streut, da die Hülle des Tabaks aus Asbestpapier besteht, das sich beim Verkohlen nicht zer­bröckelt, so daß die Cigarre, während man sie raucht, nur die Farbe, aber nicht die Form ändert. In mehreren deutschen Cigarren- fabriken hat man besondere Preßmaschinen mit Rinnen, mittelst denen mau den vorläufig mit der Hand nur aus dem Groben zusammen­gerollten Cigarren mehr Gleichförmigkeit giebt.

In den Apotheken giebt es auch sog. medicinische Cigar­ren, die aus leichtem Tabak mit Blättern vom Stechapfel, der Bella­donna u. s. w. gemacht sind und gegen asthmische Leiden angewendet werden. Belladonna-Cigarren beschwichtigen oft die heftigsten Zahn­schmerzen.

Ueber Korbflechterei wird im Abschnitte XVII. und über die Verfertigung von Besen aus amerikanischem Wälschkorn unter XXI. die Rede sein.