Marktweiber.
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überall Gelegenheit geboten ist, wo es noch nicht geschehen, ihre Dienste anzubieten.
Früher wurden scharfe Essigfrüchte, weil man sie nicht gern kaufte, wenn sie nicht recht grün, wie frisch, aussahen, auf künstliche Art und Weise und zwar so gefärbt, daß sie offenbar giftig waren. England und nach ihm Frankreich fingen an, mit unschädlicheren vegetabilischen Stoffen zu färben, und manche Fabrikanten thun noch bester daran, gar nicht zu färben, sondern die Früchte in hellgrüne Flaschen zu bringen. — Man hüte sich daher vor Eingemachtem, das mit mineralischen Substanzen gefärbt ist.
186. Marktweiber. — Die Verfasserin führt den Beweis ihrer Behauptung, daß Frauenspersonen allenthalben öffentlich aus dem Verkaufe von Viktualien einen Erwerb ziehen, ziemlich weitläufig. An der Seeküste von Bornes — erzählt sie — sieht man ganze Flotten von Kähnen, beladen mit Lebensmitteln, welche von Frauenspersonen, die durch ungeheure Bambushüte sich vor den Strahlen der Sonne schützen, zu Markte gebracht werden. Auch in den Städten Egyptens geben sich sehr häufig sorgfältig verschleierte Mädchen damit ab, Melonen, Granatäpfel, Eier, Geflügel u. s. w. an offenen Plätzen zu verkaufen. Ferner im südlichen Europa sieht man gewöhnlich Frauenspersonen, welche mit Marktwaaren beladene Lastthiere zur Stadt treiben. In London endlich sind ca. 2000 Frauenspersonen beschäftigt, Grünwaaren jeder Art, sowie Vogelfutter u. dgl. zu verkaufen.
Wir brauchen in Europa uns nicht erst lange darnach umzusehen, um zu bemerken, daß Frauen meistentheils den Viktualien- Verkauf auf öffentlichem Markte inne haben. Wir erwähnen nur obenhin der Pariser „Damen der Halle", welche sich eine so traurige Celebrität in der Geschichte erworben haben; wir deuten aber auf die Repräsentantinnen des Viktualien - Markthandels in unseren größeren Städten hin, wo sie manchmal, wie die Wiener „Fratschclweiber" zu einer Art städtischen Merkwürdigkeit geworden sind, und der Reisende, als er noch ohne Bädecker „die Länder und Völker und deren Sitten" studirte, gewiß nicht die Kaiserstadt verließ, ohne erst noch die Zungenfertigkeit dieser Weiber vernommen und bewundert zu haben. — Doch Spaß bei Seite. Die Marktweiber bilden eine sehr zahlreiche Klasse von Frauen, die zur bequemen Lebensmittelherbeischaffung für den größeren Theil der Bevölkerung, vorzüglich großer Städte, sich dem Zwischenhandel von Viktualien unterziehen und auf solche Weise ihre Existenzmittel erwerben, auch nicht selten alte Eltern davon unterstützen, Kinder erziehen, oder einen Nebenverdienst zu dem etwa kargen Erwerbe des Mannes gewinnen.
Die Verfasserin theilt die Marktweiber in zwei Klassen ein: in solche, welche die Produkte, die sie zum Verkaufe bringen, selbst ziehen; und 2) in solche, welche dieselben zum Wiederverkaufe