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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Marktweiber.

von den Producenten ankaufen. Die Artikel, welche von Frauen er­sterer Klasse zu Markt gebracht werden, sind billig und acht. Solche Marktweiber aber findet man in der Regel nur in kleineren Städten oder Landstädtchen. Ganz anders verhält es sich in großen Städ­ten, wo Alles durch Zwischenhändler aufgekauft und dem Consumen- ten vermittelt zu werden pflegt. Gemüse, Geflügel, Eier, Butter und Früchte, letztere frisch oder getrocknet, kommen auf den Markt, wo die Marktweiber der zweiten Klasse nur darauf warten, ihren Bedarf kaufen, ihn auf Wagen durch die Stadt verhausiren oder in ihren Ständen auf dem Markte selbst wieder zu verkaufen suchen.

In New Jork bestehen 13 öffentliche Viktualienmärkte, wo von den Consumenten Alles aus der zweiten, ja oft aus der dritten Hand erstanden werten muß. Die Zahl der Hökerinnen, welche die New Zjorker Märkte beleben, wird auf 1300 geschätzt. Die Mitglieder einer und derselben Familie befassen sich manchmal lediglich mit dem Handel der Viktualieu, nur daß jedes einen anderen Artikel führt, z. B. das Eine Gemüse, das Andere Eier, ein Drittes Geflügel n. s. w.

Der größte und bedeutendste Viktualienmarkt New Aorks ist der Washingtonmarkt", nach der Washingtonstraße, an welcher er liegt, so genannt. Er bedeckt einen Flächenraum von 12 Acker. Man mag darunter etwa ein Etablissement vermuthen, das nicht allein groß, auch bequem, in guter Anordnung, und jede Erleichterung für das Geschäft gewährend ist, das dort abgeschlossen wird. Man wird sogar einige Anforderungen an dasselbe in Bezug auf das architek­tonische Aeußere stellen. Aber darin würde man sich gewaltig täu­schen. Denn dieser Markt besteht lediglich aus einem Labyrinthe von Holzhütten, Winkeln, schmutzigen Gängen und engen Ständen (von durchschnittlich 10 Fuß im Geviert). Diese Stände belaufen sich auf 475 (100 für Schlächter, 50 für Gemüsehändler, 14 für Geflügel- und Wildprethändler, 16 für Fisch- und 10 für Austernhändler, 284 für Spezereihändler, Höker, Eßstande u. s. w.). Außer diesen sind die am Markte liegenden Straßen mit Fuhrwerken angefüllt, welche die Produkte der Umgegend hereinbringen, die sofort vom Wagen weg verkauft werden. Diese Wagenreihen erstrecken sich oft über zwei englische Meilen lang. Ferner ist jeder verfügbare Platz in und um den Markt herum benutzt. Händler mit kurzen Waaren, Steck- und Nähnadeln, Band, Kochgeschirren, Körben, Cigarren, Zuckerwerk, Be­sen, kleinen Schmucksachen; kurz alles Eßbare, Trinkbare, Tragbare oder jedes sonst nützliche Ding füllt jeden Winkel, jede Ecke aus, so daß nur ein möglichst enger Durchgang für die sich durchkämpfende Menge, die täglich in dieser Gegend sich zusammendrängt, offen bleibt. Trotz des anscheinenden Wirrwarrs und der fehlerhaften Anordnung ist das dort gemachte Geschäft dock ungeheuer, und mag ihm ein derartiges kaum irgendwo in der Welt gleichkommen. Die Verkäufe einzelner Händler belaufen sich von K 500 K 300,000 und darüber