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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Viktualienhändler. Zubereitung des Senfs. 559

hat es für diese Leute etwas bequemes, ein solches Geschäft zu ver­sehen, wobei sie, ohne dem Wetter im Freien ausgesetzt zu sein, bloß vom Wohnzimmer in den daranstoßenden Laden hinauszutreten brau­chen, und von demselben lediglich wieder in ihr Wohnzimmer zurück­kehren können. Die Männer vieler solcher Frauen, die einen solchen Viktualienladen halten, sind auswärts beschäftigt, während ihre Frauen auf solche Weise zur Erhaltung der Familie das Ihrige beitragen. Die Verfasserin kam in einen solchen Laden, wo die Frau die Kun­den bediente, der Mann aber in dem daranstoßenden Wohnzimmer saß und schneiderte, gerade die verkehrte Welt.

Dies Geschäft ist im Allgemeinen leicht zu versehen und profi­tabel, wenn der Laden eine gute Lage hat. Leider aber häufen sich solche Läden nur zu sehr auf einander und es werden die Geschäfts­inhaber derselben oft in ihren gangbarsten Artikeln, Milch und Brod, dadurch behindert, daß Milch- und Brodläden sich unmittelbar neben sie hinsetzen. Auch entziehen die Hausirer, welche die Straßen mit Gemüse, Kartoffeln, Obst u. dgl. durchziehen und ihre Waaren aus­rufen, ihnen manche Einnahme. Um 4 Uhr Morgens müssen solche Ladeninhaber schon zu Markte gehen, um Kartoffeln, Aepfel und Ge­müse einzukaufen; oder viele zusammen machen es mit einem Manne, der zu diesem Behufe Wagen und Pferd hält, ab, daß er ihnen je­den Lag das Nöthige zur rechten Zrit herbeischafft. Die Milch und das Brod wird ihnen ebenfalls frühzeitig gebracht; desgleichen wer­den ihnen Anzündholz und Kohlen, so wie alle anderen Waaren auf Bestellung zugeführt.

UebrigenS müssen solche Frauen oft den ganzen Tag auf den Füßen sein und den Laden von früh Morgens bis Nachts 10 Uhr offen halten.

Solche Grocerien, die keine gute Lage haben, rentiren sich auch gewöhnlich nicht sehr, und machen, da sie meist S67 pr. Woche Miethe für Laden- und Wohnung geben müssen, nur eine wöchentliche Einnahme von K 3. Im Sommer stellt sich die Einnahme verhältniß- mäßig besser, da sie dann Licht und Feuerung nicht zu tragen haben.

In Deutschland werden Gemüse- und Victualien-Handlungen, Specerei- und Kramläden ebenfalls nicht selten von Frauenspersonen gehalten, und können von denselben auch leicht versehen werden.

188. Die Zubereitung des Senfs. Von den Seite 452 bis 455 erwähnten Kräutern, die überall guten Absatz und Verwen­dung finden, kommen wir hier noch besonders auf den Senf (siehe S. 454) zu sprechen, dessen Gebrauch einen eigenen Jndustrieartikel geschaffen hat.

Das aus der Verarbeitung des Samens der im südlichen und mittleren Europa wild wachsenden, aber häufig cultivirt vorkommen­den Senfpflanze gewonnene sog. Senfmehl wird zu dem bekannten Tafelsenf verwendet, der auch unter dem Namen Mostrich oder