Wurzeln, Kräuter und Samen sammeln.
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kalten Essig dazu und laßt den Topf über Nacht im Warmen stehn. Alsdann bringt man noch H Pfd. Zucker, 1 Quent gepulverten Nel- kenpfeffer, etwas Cardamomen und Muscatnuß, die Schale einer halben Citrone und endlich den nöthigen Essig hinzu. Der Senf ist nun fertig und wird in Töpfchen, welche man mit Schweinsblasc zubindet, aufbewahrt.
189. Wurzeln, Kräuter und Samen sammeln (siehe auch S. 452 u. f.) bietet mancher Frauensperson einen lohnenden Erwerb. Wenigstens ist es in Amerika so. Die Verf. führt verschiedene Fälle an, in denen ganze Familien und einzelne Frauenspersonen mit dem Kräutersammeln recht gut ihren Lebensunterhalt gewinnen; z. B. von einem Manne und dessen Frau, die mit solchem Erwerbe ihre starke Familie von 5 Kindern ernähren; — von zwei Mädchen, die sich von dieser Beschäftigung erhalten, u. s. w. — Im Allgemeinen stellt sich der Verdienst einer Wurzel- und Kräntersammlerin auf S 1—lO pr. Woche, und wenn sie die Sache gut versteht, hat sie für sich und ihre Kinder das ganze Jahr hindurch zu thun. Denn in der schönen Jahreszeit beschäftigt das Sammeln und Zurichten, und in der schlimmeren das Aufbewahren und Herrichten der Kräuter rc. für den Verkauf.
Schlägt man z.B. Hauck's „Lehrbuch der Allg. Waarcnkunde" an der betreffenden Stelle nach, so findet man eine lange Reihe von Wurzeln, Zwiebelgewächsen, Rinden, Schalen, Blättern, Blüthen, Blumen, Kräutern, Früchten, Samen, Pflanzenauswüchsen, Harzen, Oelen und Säften aufgezählt, deren Sammeln, Zubereiten und Herrichten rc. manche Gelegenheit zum Erwerbe und Verdienste zu geben vermöchten. Es erfordert jedoch einige Kenntniß des Pflanzenreiches, und man muß wissen, wo das Erforderliche zu finden, zu welcher Jahres- oder Tageszeit sogar es einzusammeln ist, wie es sich mit der Zubereitung und Aufbewahrung verhält, und wo die Waare den Vortheilhaftesten Absatz findet u. s. w.
In Amerika giebt es ganz besondere Geschäfte, in welchen Kräuter, Wurzeln u. dergl. direkt an's Publikum verkauft zu werden pflegen, und die — man nennt sie „Pflanzen - Medicin-Läden" — ihre eigenen Sammlerinnen beschäftigen, auch Frauenspersonen engagirt haben, welche bei ihnen die Pflanzen oder Pflanzenbestandtheile säubern, zum Verkaufe Herrichten und die betreffende Medicin zubereiten helfen müssen. Wir glauben, daß mit der Zeit auch in Deutschland sich manche Familie mit dem direkten Verkaufe von Kräutern rc., welche sie selbst sammeln, zubereiten u. s. w. kann, ihren Erwerb zu schaffen im Stande wäre. Den ärmeren Volksklassen kommt es oft hart an, z. B. Kräuterthee oder andere dergleichen pflanzliche Hausmittel in den Apotheken so hoch bezahlen zu müssen, und Diele vcr-
*) Wien 1865 bei Wilh. Braum üller.
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