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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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562 Wurzeln, Kräuter u. Samen sammeln, Verpacken derselben.

zichten lieber darauf, mittelst eines einfachen Hausmittels das kleinere Uebel zu curiren, nur damit sie nicht in die Apotheke gehen dür­fen, und machen durch ihre Vernachlässigung die Sache nur noch schlimmer. Deshalb würden Kräuterläden, in denen unschuldige Me­dicinstoffe zu den möglichst kleinsten Quantitäten, und billig zu haben wären, in mehrfacher Hinsicht eine wünschenswerthe Einrich­tung sein.

Eine amerikanische Kräuterhändlerin sagte, daß sie ihren Bedarf lieber von weiblichen als männlichen Personen nehme, weil die erste­ren beim Einsammeln viel sorgsamer und genauer zu Werke gehen, als letztere. Indessen ist das Wurzelausgraben, das Pflanzeneinsam- meln u. s. w., man darf sagen zu jeder Jahreszeit, doch einigerma­ßen für Frauenspersonen eine beschwerliche Arbeit. Dieses gleicht sich aber durch den Umstand aus, daß jede Beschäftigung mit der Pflan­zenwelt und im Freien der Gesundheit in der Regel auch sehr zu­träglich ist.

Die Preise, welche von Kräutcrhändleru für gesammelte Pflan­zen u. s. w. gezahlt werden, richten sich immer darnach, ob die Waare leicht oder schwer zu haben ist, mehr oder weniger verlangt wird, dann mit Rücksicht auf die Jahreszeit, zu welcher sie gesammelt wird, u. dergl. m. Die eingesammelten Wurzeln und Kräuter rc. werden nach dem Gewicht verkauft.

190. Samen, Kräuter rc. packen wird, wenn es auch nur eine zeitenweise Beschäftigung ist, doch auch von Frauenspersonen versehen, und dieselben könnten, wenn da, wo sie sonst die längere Zeit des Jahres über in Arbeit sind, letztere stille steht, diese Zeit gerade mit solchen Verrichtungen nützlich ausfüllen. Nur giebt diese Arbeit eben nur einer beschränkten Anzahl Frauenspersonen Gelegen­heit zum Erwerbe. In New Jork z. B. sind drei Etablissements, in denen Frauenspersonen mit Verpackung von Pflanzen- und Kräuter­medicinen, Füllen von Flaschen u. s. w. beschäftigt sind und zwar nur so lange das Tageslicht andauert (oder höchstens 10 Stunden) ar­beiten und K 35 pr. Woche verdienen. In einer Samenhand­lung zu Philadelphia müssen Frauenspersonen Samen in Papier- dütchen packen, dieselben versiegeln und die Etiketten ankleben. Sie arbeiten von 8 Uhr Vorm. bis zum Dunkelwerden, und verdienen K 2. 50 Wochenlohn. Die Arbeit dauert aber nur während des Januars und Februars. In einem großen Apothekergcschäfte Phi- ladelphia's sind der Angabe der Verf. gemäß 9 Frauensper­sonen mit sieben verschiedenen Verrichtungen: Abwägen von medicini- scken Pulvern, Verpacken derselben, Kräuter und Wurzeln auslesen, Flüssigkeiten in Gläser und Flaschen zu füllen u. s. w. beschäftigt, und verdienen K 35 pr. Woche. Sie arbeiten von 8 Uhr Vorm. bis 6 Uhr Nachm., also, da sie eine Stunde frei haben, 9 Stunden pr. Tag. Ist aber viel zu thun und Pressirt es, so müssen sie von