Blumenmädchen.
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Auch der Blumenmädchen in Deutschland erwähnt die Verfasserin, aber in keinem eben günstigen Lichte. Denn, sagt sie, dieselben sehe man in Hotels an der Tafel herumgehen und den Gästen Blumensträuße anbieten, von denen sie, wenn sie ihnen auch nichts von ihrer Blumenwaare abnehmen, doch irgend ein Stückchen Geld geschenkt bekommen. —
Indeß giebt es in Deutschland wohl auch Frauenspersonen jeden Alters, welche unter ähnlichen Verhältnissen, wie in Amerika, sich vom Blumenhandel mehr oder weniger fortbringen können. Sie sollten aber auch ihr Geschäft recht verstehen lernen. Hiezu gehört nun die Beobachtung so mancher unscheinbaren Umstände, deren wir hier einige anführen wollen, die auch sonst von allgemeinem Interesse sind.
Um Blumen frisch zu erhalten, ist es vor Allem nöthig, daß sie in dem Zustande abgeschnitten werden, der ihrer Erhaltung angemessen ist, und zwar mit einem scharfen Messer und nicht mit einer Scheere, weil mit letzterer der Stengel verletzt werden würde. Die beste Zeit dazu sind die schönen Morgenstunden mit ihrem erfrischenden Thau. Man legt sie auf frischen Sand oder stellt sie in ein Gefäß mit Wasser, dessen Boden mit Sand versehen ist, und zwar so, daß die Blumenstiele den Sand erreichen. Oder man bringt sie in die frische Luft, namentlich in Zugluft, wenigstens zur Nachtzeit. Sind die Blüthen in Sträuße gebunden oder in Kränze gewunden, so richtet man ein Gestelle von hölzernen Stäbchen in ein breites Gefäß mit Wasser und legt die Blumen so darauf, daß sie ganz nahe dem Wasser sich befinden, ohne dasselbe jedoch zu berühren. Dies ist viel besser, als das Besprengen mit Wasser. Müssen die Blumen eine Strecke weit getragen werden, so soll dies Morgens oder Abends geschehen, wo die Luft frisch ist, oder man legt einen Korb mit Papier oder einem nassen Tuche aus, in welchem man sie bedeckt tragen kann; auch legt man frisches Gras oder sonstige Pflanzen hinzu. Blumen in Vasen oder Gläsern muß man täglich frisches Wasser geben und sie des Nachts an die frische Luft, etwa vor das Fenster hinaus stellen. Sehr gut ist es, zuweilen die Enden der Stiele abzuschneiden, zumal wenn sie faul werden. Will man die Blumen längere Zeit frisch erhalten, so gießt man in eine flache Schüssel Wasser, stellt ein Gefäß mit Blumen hinein und bedeckt letztere dergestalt mit einer Glasglocke, daß deren Nand in's Wasser taucht. Das Wasser unter der Glasglocke verdunstet fortwährend und die aufsteigenden Wasserdünste erhalten die Luft unter der Glocke immer feucht, und fließen, wenn sie sich verdichten, als Wasser an den Wänden der Glocke herab. Das außerhalb der Glocke verdunstende Wasser muß von Zeit zu Zeit erneuert werden. Auf diese Weise kann man Blumen selbst in der größten Sommerhitze mehrere Tage frisch erhalten. — Oder man stelle die abgeschnittenen Blumen in einem kühlen Keller in feuchten Sand und begieße den-