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Blumenmädchen.
selben von Zeit zu Zeit mit Wasser. Auf diese Weise lassen sich Blumen mehrere Wochen lang in ihrer Schönheit erhalten.
Welk gewordene Blumen wieder frisch zu machen stellt man sie bis auf ein Drittel des Stengels in kochend heißes Wasser. Sowie dasselbe erkaltet, richten sich die Blumen wieder auf und erlangen ihre vorige Frische. Hierauf schneidet man die abge- abgebrühten Stengel ob und stellt die Blumen in frisches Wasser.
Um frische Blumen bis in den Winter aufzubewahren, schneidet man sie, wenn sie oben aufblühen, mit einem scharfen Messer ab, berührt sie aber dabei nicht mit der bloßen Hand, sondern in Handschuhen. Hierauf steckt man sie in eine Bleibüchse, auf welche man einen Bleideckel löthet, so daß weder Luft noch Feuchtigkeit einzudringen vermögen. Um die Büchse befestigt man einen starken und langen Droht und läßt sie an diesem in einen Ziehbrunnen hinab. Holt man im Winter die Büchse herauf und öffnet sie, so wird man die Blumen noch in ihrer vollen Frische und in ihrem Wohlgeruch finden. — Oder, wenn Blumenknospen kurz vor Entfaltung mit scharfem Messer abgeschnitten und die Schnittwunden mit Siegellack geschlossen werden, wobei auch etwas Siegellack auf die Knospen geträufelt werden soll, so können sie an kühlem Orte bis Mitte Winter aufbewahrt und lebenskräftig erhalten werden. Man hat nur nöthig, den Siegellack wegzunehmen und den Zweig in das Wasser zu stellen, um die Blüthe zu gewinnen.
Blumen im Winter mit bloßem Wasser zum Blühen zu bringen. Einige Blumenzwiebeln, wie Hyacinthen, Narcissen u. s. w. haben die Eigenschaft, im Wasser zu vegetiren und in diesem Zustande eben so schöne wohlriechende und fast ebenso gefärbte Blumen hervorzubringen, als wenn sie aus der Erde wachsen. Man füllt nämlich im September kleine Karafinen von weißem oder blauem Glas, von Porzellan oder Fayence mit Wasser, wirft einige Körner Salz hinein und setzt die Zwiebel auf die Karafine, so daß blos die Krone in's Wasser taucht. Man gießt in dem Verhältniß Wasser nach, als die Zwiebel davon verschluckt und stellt die Karafine in ein mäßig warmes Zimmer.
Um Blumensträuße oder Bouquets zu machen, müssen die Stengel der Blumen, die man dazu braucht, sehr kurz geschnitten werden, weil sonst den übrigen am Stengel sitzen bleibenden Blumen zu viel Nahrung entzogen werden würde. Es werden den Blumen für solche Verwendung deshalb oft künstliche, aus Besenstroh oder Strohhalmen gemachte Stengel angesetzt. Um Bouquets von Blumen so zu sagen „gewerbsmäßig" zum Verkaufe zu machen, genügt nicht, die Blumen zu pflücken und zusammen zu binden, sondern im Blumenhandel nimmt man sich sehr in Acht, Knospen und Stengel zu gleicher Zeit zu verkaufen. Es werden die Blumen ohne Stengel gepflückt und man macht ihnen Hiebei gewöhnlich künstliche Stengel, etwa aus Stroh. Jede einzelne Blume wird mit einem einzelnen