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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Blumenmädchen.

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Strohzweige mittels eines feinen, ausgeglühten Eisendrahtes verbunden. Zuweilen wendet man starke, elastische Grasstengel an; auch wird oft Fichtenholz feingespalten und so anstatt des Strohes benutzt. Oft auch verwendet man einen stärkeren Draht, indem man ihn in den unteren Theil der Blume steckt und unten umdreht. Wenn man auf diese Weise eine hinreichende Anzahl von Blumen hergerichtet hat, wird das Bonquet fertig gemacht und hier kommt ein starker Stiel von Stroh oder Holz in Anwendung, die Mitte zu bilden. Ein Stück des Stieles von bequemer Länge wird abgeschnitten. Da man dazu gewöhnlich eine Rose, eine Camelie oder eine andere große Blume verwendet und in die Mitte bindet, so werden diese an die Spitze des Stieles befestigt, indem man einen Drath durch die Blu­menkrone laufen läßt und dessen Enden mittels eines Fadens an den Stiel bindet. Hierauf wird das Bouquet allmälig angelegt, indem man die andern Blumen zugiebt und sie durch umgewundene Fäden festbindet. Die Form des Bouquets wird bestimmt durch den Wunsch der Käufer; eine stäche oder gewölbte Oberstäche, worauf die Blu­men so ziemlich gleich hoch neben einander stehen, ist die gewöhnlichste. Man kann aber jede gewünschte Form geben, und das Bouquet wird stach oder pyramidenförmig, je nach dem Punkte, an welchem die künstlichen Stiele an den mittlern Stiel gebunden werden. Alle diese künstliche Arbeit wird verdeckt durch eine Einfassung von irgend et­was Grünem, und die größte Eleganz wird erzielt, wenn außen ein trichterförmig zusammengeschlagenes Papier, an dessen Rande sich ein weißer Seidenstreifen oder sonstige Verzierung befindet, herumläuft. Auf diese Weise gebildete Bouquets werden in Amerika, je nach der Jahreszeit und den dazu verwendeten Blumen, mit K520 und noch höher verkauft. Die in dieser unnatürlichen Weise behandelten Blumen halten sich viel länger, als man glauben sollte. Natürlich kann man sie nicht in Wasser stellen; allein ein Bespritzen von Zeit zu Zeit hält sie einige Tage frisch, und stellt man sie unter eine Glasglocke, dann kann man ihre Schönheit noch viel langer erhalten.

Billige Blumenkränze kann man sich im Winter auf folgende Weise verschaffen. Es grünt nämlich das zu- rückgebogeneFettkraut" (Tripmaclun), das auf Sandfeldern und an felsigen Orten wild wachsend gefunden wird, den ganzen Winter hindurch, und bleibt auch dann, wenn die Zweige abgepflückt sind, zu Kränzen gewunden und im Zimmer aufgehängt werden, Monate lang grün, und blüht sogar, getrieben von der Zimmerwärme. Man muß jedoch zugleich um den Reif herum etwas Moos mit einwinden, welches man später nur hie und da zu befeuchten braucht, um den Kranz lange frisch zu erhalten. (Diese Pflanze kann man sich zu dem besagten Gebrauche auf Gartenmauern oder an steinigten Plätzen des Gartens u. s. w. vorräthig ziehen.)

Auch die Blumen spräche sollten Blumenhändlerinnen verste­hen, um ihren Kunden erforderlichen Falles dienen zu können, oder