Verwendung re. des Wachses. Obst- oder Fruchthandel. 591
Schließlich kommen die feinen Blätter auf Tuchrahmen, werden auf dem Bleichplane mehrere Fuß über dem Erdboden in etwas geneigter Lage, vor dem Winde geschützt, der Einwirkung der Sonne und Luft ausgesetzt, und, damit der Bleichprozeß gleichförmig von statten gehe, öfters umgestellt oder gewendet und begossen. — Ein Zusatz von etwas verdünnter englischer Schwefelsäure zu dem schmelzenden Wachse soll bei dem Bleichen von günstigem Einflüsse sein.
So wie überhaupt das Wachsziehergeschäst vorzüglich in Ländern mit starker katholischer Bevölkerung im Flor steht, hat besonders auch Bayern derlei großartige Etablissements auszuweisen. In dem Verzeichnisse der Aussteller dieses Landes in Paris finden wir zwei solche großartige Geschäfte erwähnt. Nämlich die WachSwaarenfabrik von Joseph Gautsch, die älteste Wachszieherei in München, dessen Wachsbleiche 40,000 Fuß groß ist, das jährlich 400 Zoll-Centner Rohmaterial verarbeitet und 60 Personen beschäftigt. So wie das von I. B. Mertz, k. b. Hof-Wachslieferanten, dessen Wachsbleiche gegenwärtig 200 sogenannte Brücken und eine Dampfmaschine von 8 Pferdekraft hat und jährlich über 400 Ctr. Rohwachs abbleichen kann. Dies Etablissement ist eigentlich im Besitze einer Frau, welche das Geschäft nach dem Tode ihres Mannes mit solch' belohnendem Erfolge fortgesetzt hat, daß die Fabrik nunmehr ihre Produkte nach dem entferntesten Nord nnd Süd versendet und ein Personal von 60 Personen in vollster Thätigkeit erhält.
In Bezug auf Verwendung des Wachses haben wir hier die Absatzquellcn nur oberflächlich angeführt, werden aber im Abschnitte XI von der Fabrikation der Wachskerzen, Wachsfackeln, Wachsstöcken rc., und von der Wachsbildnerei zum Theil im Abschnitte XXI theils im ll. Bande sprechen, während auch schon Seite 209 des Wachses als Material zur Verfertigung künstlicher Blumen kurze Erwähnung geschehen ist.
201. Der Obst- oder Fruchthandel (s. hiezu auch S. 470 bis 478). — Der Mensch lebt nicht allein von Brod und Fleisch, sondern eines der gesundesten Nahrungsmittel für ihn ist Obst und Gemüse, die sein warmes Blut in den Adern immer auf's neue zu erfrischen vermögen, — sagt Dr. Rehlen in seiner Geschichte der Handwerker, aus welcher wir hier noch eine kurze historische Skizze der Obstgärtnerei einschalten wollen. — Schon die Egypter hatten Gärten; die Geschichte erzählt von den hängenden Gärten der Königin Semiramis, und Cyrus, der große Welteroberer (560), besaß einen Garten, in den er aus sämmtlichen Provinzen seines Reiches alles zusammenbringen ließ, was man damals an Pflanzen kannte. — Bei den Griechen besingt schon Homer die Gärten des Alkinoos und Laertes wegen ihrer köstlichen Früchte zu allen Jahreszeiten. — Bei den Römern aber bildete sich das Gartenwesen zur höchsten Pracht und Kunst aus. Auf den Landgütern der Großen gab es Gärten,