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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Früchte frisch zu erhalten.

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es vor Allem gesonderter Räume, die erstens ziemlich trocken und zweitens keinem bedeutenden Licht- und Luftwechsel unterworfen werden. Denn bei zu trockener Zugluft welkt das Obst sehr leicht; bei schnellem Temperaturwechsel beschlägt es oft mit Feuchtigkeit und fault alsdann. In der Regel sind aber unsere Keller hinreichend, und errichtet man in denselben oder in sog. Obstkammern an der trockensten Wand und in der Mitte des Raumes eine Anzahl 1 Fuß übereinandcrstehender Tabletten. Diese Tafeln, die 3 Fuß breit sein können, und etwa das Aussehen eines Büchergestelles haben, werden nun sorgfältig mit den Früchten belegt, und zwar so, daß die Aepfel auf den Stiel, die Birnen auf das entgegengesetzte Ende, den Kelch, zu liegen kommen. Noch besser halten sich die Früchte auf dem Roggenstroh. Ist nun alles Obst auf diese Weise untergebracht, so lüfte man einige Tage die Kammer oder den Keller, um alle Feuchtigkeit zu entfernen, was durch Chlorkalk, der begierig die Feuchtigkeit in sich saugt, noch voll­kommener erreicht wird. Man streut den Chlorkalk auf schräg liegende Bretter, an deren Ende ein Gefäß zur Aufnahme des abfließenden Wassers sich befindet. In jeder Woche sollte man dann die Früchte einmal durchsehen und alles schadhafte sorgfältig daraus entfernen.

Dies Verfahren (das wir statt der vielen anderen und ver­schiedenen Recepte, die aber alle auf den obenerwähnten Hauptgrundsatz der Obstconservirung hinausgehen, demBazar" Jahrg. 1865, S.387 entnommen haben) genügt jedoch nur für Aepfel und Birnen.

Pflaumen halten sich selten länger als bis Neujahr und auch nur gewisse Sorten derselben, z. B. die gewöhnliche Hauspflaumc. Sehr gut halten sich diese Früchte, wenn sie auf dem Zweige möglichst lange hängen bleiben können, und der Zweig wird dann, bevor die Pflaume zu welken beginnt, abgeschnitten und in feuchtem Sande in einem kühlen, dem Luftwechsel entzogenen Raume aufbewahrt. Noch zweckmäßiger ist das vorsichtige Einschichten der Früchte in ein reines, gut verpichtes Fäßchen, dessen Deckel bald nach der Füllung ebenfalls mit Pech verschlossen wird. Das Fäßchen wird dann in einen Brunnen aufgehängt und ist durch das Wasser vor dem verderblichen Einflüsse der Lust geschützt. Auch Aepfel und Birnen kann man in Fässer oder Kisten verpackt aufbewahren. Man wählt hiezu die schönsten Aepfel und Birnen des feineren Tafelobstes (jede Sorte aber für sich abgesondert), nachdem sie geschwitzt haben, aus, putzt sie mit einem Tuche rein ab, und wickelt jede Frucht einzeln in ein feines weißes Druckpapier so ein, daß die Enden des Papiers am Stielcnde der Frucht leicht zusammengedreht werden können. Die Früchte werden dann in gut zu verschließende Fässer oder Kisten schichtenweise so gebracht, daß zwischen jede Lage der auf den Kelch gestellten Früchte eine dünne Schicht reiner Kleie, Spreu, feinen Häcksels, Flachsabfälle, Gerstenacheln, oder fein gepulverter Holzkohle zu liegen kommt, womit auch alle Zwischenräume um die Früchte herum ausgefüllt werden. Diese Stoffe müssen jedoch trocken und frei von jedem Gerüche sein.