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Obst trocknen und dörren.
Obst trocknen geschieht an der Luft und an der Sonne, ist zwar das unvollkommenste, aber das wohlfeilste Verfahren und in der Hinsicht Vortheilhaft, weil die Früchte dabei viel an Süßigkeit gewinnen. Es ist aber nur an Aepfeln und Birnen anwendbar. Um die Aepfcl an Luft und Soune zu trocknen, verfährt man folgendermaßen: Man zieht die in nicht zu dicke Scheiben geschnittenen Aepfel auf groben Zwirn und trocknet sie auf Stangen in der Form eines Kranzes vor dem Hause an der Luft und an der Sonne. — Während des Trocknens muß man die Aepfelschnitte vor dem Regen schützen. Außerdem muß nicht nur die Lage der Kränze auf den Stangen öfter gewechselt werden, damit Sonne und Luft gleichmäßig und überall einwirken können; sondern man muß auch die Scheiben selbst auf dem Zwirn hin und her schieben, damit die unteren Scheiben wegen der oberen angedrückten nicht schimmeln und nicht faulen. Nur während schöner Herbsttage kann das Trocknen an der Sonne und an der Lust hinlänglich gut ausgeführt werden. Die Schnitte sind hinreichend getrocknet, wenn sie zwischen den Fingern gedrückt, keine Feuchtigkeit von sich geben. Wird das Obst aber an Luft und Sonne getrocknet, so ist dessen Verunreinigung durch Staub, Ungeziefer (wie Fliegen rc.) u. dergl. nicht zu vermeiden.
Daher giebt man meistens dem Dörren des Obstes den Vorzug, das theils in geheizten Stuben, theils in Backöfen, theils in Darröfen und Darrkästen geschieht. Das Obst muß erst an der Luft abgewelkt sein, ehe es gedörrt werden kann, und das Dörren liefert bei zweckmäßigen Vorkehrungen nicht nur ein gutes Obst, sondern es ist auch das bequemste Verfahren, wenn man viel Obst zu trocknen hat.
Das sonst so übliche Dörren des Obstes in geheizten Zimmern, entweder, indem man es auf den Ofen legt, oder, an Schnüren gereiht, an demselben aufhängt, ist, namentlich wenn die Früchte recht saftig sind, für Diejenigen, welche sich in denselben aufhalten, sehr ungesund. Eher kann man das Obst auf sog. „englischen Herden" bequem dörren, wenn man es auf denselben in Horden ausbreitet und von Zeit zu Zeit wendet, daß es gleichmäßig erwärmt werde.— Jedenfalls aber darf solches in geheizten Stuben am Ofen, oder auf dem Kochherde gedörrtes Obst nicht gleich in Kisten und Schachteln fest verschlossen werden, sondern muß vorher in kleine Säcke gefüllt und in die Nähe des Ofens gehängt werden, damit es langsam und vollkommen nachtrockene. — Hat man viel Obst zu trocknen, so thut man dies entweder in Backöfen oder in besonders dazu eingerichtete Darröfen, Darrkästen oder eigenen heizbaren Darrhäusern. Man legt das Obst, aber ja nicht dick, auf Horden und wendet es fleißig, besonders Pflaumen.
Was die Aufbewahrung gedarrten Obstes anbelangt, so darf dasselbe niemals sofort weggelegt werden, sondern es soll erst gehörig ausdünsten und zu diesem Zwecke 6—8 Tage in einer