Obst trocknen und dörren.
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luftigen Kammer aufgeschüttet werden und abtrocknen, und zwar jede Obstsorte für sich, und geschützt vor Staub, Katzen und Ungeziefer.
Bei der Versendung gedörrten Obstes darf dasselbe weder zu fest, noch zu locker in die Schachteln und Kisten verpackt werden. Die Deckel der Kisten verschließe man blos mit Riegeln; denn das Zunageln würde eine zu große Erschütterung verursachen. Außerdem soll man die Kisten mit starkem, grauen Papier auskleben, welches die eindringende Feuchtigkeit an sich zieht. — Will man verschiedene Sorten von Obst in Einer Kiste versenden, so muß eine jede derselben schichtweise von der anderen getrennt, und mit trocknem feinen Hen durchlegt, sowie die größten und härtesten Gattungen nach unten, die leichtesten nach oben zu liegen kommen.
Obst trocknen und dörren lohnt sich ganz gut und ist eine nützliche Beschäftigung für Frauen und Kinder. Nur sollten sie, besonders wenn sie dies in's Große treiben, HilfSwerkzeuge, wie Aepfel- schälcr, Maschinen zum Auskernen von Kirschen rc. Hiebei in Anwendung bringen (die man durch WirthLCo. in Frankfurt a. M. beziehen kann; auch A. Gmelin, Monteur der Landesgcwerbehalle in Carlsruhe fabricirt sehr gute Auskcrnmaschinen; F. Braun, Mechaniker in Dessau, fabricirt Aepfelfchäler zu Thlr. pr. Stück). Denn es handelt sich hier nicht blos um Ersparung von Handarbeit, sondern auch darum, weil von der schnellen Vorbereitung zum Dörren die Güte des Backobstcs abhängt. Nämlich von dem Augenblicke an, wo das blosgelegte Fleisch der Frucht der Luft ausgesetzt ist, ohne erwärmt zu werden, verliert es sein Aroma, seinen Saft und Wohlgeschmack.
In Amerika kommen auf dem Lande die Nachbaren zusammen, und das Vorbereiten des Obstes rc. gilt dort als eine herkömmliche Abendnnterhaltung. Insbesondere waren im letzten Kriege die sog. „Aepfelschälkränzchen" sehr thätig, Obst zu dörren, das dann den Soldaten zugeschickt wurde und denselben zu einer großen Erquickung gereichte.
Alle kleineren Früchte müssen in Zucker getrocknet werden. Man entfernt aus den Kirschen, den Pflaumen u. dergl. die Kerne (mittelst des erwähnten Apparats), nimmt 4 Pfd. Zucker auf 1 Pfd. Früchte, kocht sie einige Minuten, breitet sie auf irdenen Platten aus und trocknet sie im Ofen. Ist die Frucht saftig, wie z. B. Kirschen, dann läßt man sie in der Flüssigkeit über Nacht nach dem Kochen stehen; seiht sie am Morgen darauf durch ein Sieb und trocknet sie. Man verpackt sie in Steinkrügen und streut etwas Zucker dazwischen. — So kann man Kirschen (die gewöhnlichen rothen sind die besten) als Rosinen, Heidelbeeren statt der Korinthen und Pflaumen für Ci- tronat verwenden.
Pflaumen werden auch, nachdem sie gut ausgereift sind, auf hölzernen Hürden mittelst Dampf bei nicht zu hoher Temperatur getrocknet, so daß die Hitze nie so hoch steigt, um den Saft der Pstau-