Fruchtsäfte, Gelees und Sprups. Fruchtweine. 609
blase mit einem Glase Wein zergehen und langsam kochen, wobei man oft abschäumt. Vom Feuer genommen, thut man den Saft einer Citrone, 1 Glas Rheinwein und je j Quart der verschiedenartigsten Fruchtsäste dazu. Alles wird durcheinander gerührt und durch den Geleebeutel gegossen. Alle Gelees müssen an einem kühlen, trockenen Orte aufbewahrt werden. Von Zeit zu Zeit muß man nachsehen, ob sich etwa der Zucker verdünnt hat, in welchem Falle derselbe rein abgegossen, frischer dazu gethan, Alles wieder aufgekocht und über die Früchte gegossen werden muß. Die Gesäße müssen vor dem Zubinden mit einem runden Stücke Papier belegt werden, welches nach der Größe derselben geschnitten ist. Dies überzulegende Papier taucht man in Rum oder Franzbranntwein. Die Gefäße selbst müssen trocken und rein sein und erst am andern Tage nach dem Füllen mit Blase oder Wachspapier zugebunden werden, das man einige Male mit einer Nadel durchsticht. Soll etwas von dem Gelee herausgenommen werden, so muß man dazu einen reinen silbernen (oder auch hölzernen oder beinernen) Löffel nehmen.
208. Fruchtweine (weitere Fortsetzung des Artikels vom „Obsthandel"). — Eine fernere Verwendung des Obstes ist die Bereitung von Apfelwein oder Birnmost (Cider), sog. Himbeeressig, Johannis- beerwein u. s. w. Es bedarf hiezu nur einer Presse und des nothwendigen Gebindes, um solche Fruchtweine auch im Kleinen bereiten zu können. Im Westen Amerika's sieht man in größeren Städten an frequenten Plätzen ambulante Cider - Fabriken. Ein Mann hat eine Maschine, die er auf Verlangen eines Kunden aus dem neben ihm stehenden Korbe mit Obst speist, den Apparat mittelst einer Kurbel in Bewegung setzt und dem Gaste sofort das Glas frischen Obst- mostes zum Trinken anbietet, der seinerseits das Dargebotene genießt, 1 CtS. dafür bezahlt und wieder seines Weges geht. — Indessen wird in Amerika, zumal das Bier immer mehr Terrain gewinnt, nur noch wenig Cider bereitet. Das meiste Obst kommt in anderer Form zu Markte, und die Temperenzmänner haben den Cider in argen Verruf gebracht. „Die Apfelsäure — sagen sie — welche im gegohrenen Cider in reichlichem Maße vorhanden ist, bringt gerade, wie die Säure in schlechten Traubenweinen, die Verdauungsorgane in Unordnung.
Desto mehr Cider wird in Frankreich, zumal in der Norman- die und Picardie, zubereitet. Auch in der Schweiz und Würtem- berg findet solches statt. Mostobst kostet in letzterem Lande 7 —8fl., und aus der Schweiz wird eS sogar bis an den Rhein verfrachtet. In vielen Gegenden bildet der Cider wegen des billigen Preises das Hauptgetränk der Arbeiterklassen, wie z. B. in Frankfurt a. M.
Den meisten Obstsaft erhält man von den Aepfeln und Birnen, wenn man diese gleich frisch weg vom Baume zermalmt. Läßt man sie vorher noch lange Zeit liegen, so erzeugt dies einen Verlust an
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