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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Fruchtweine. Beerenweine.

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Im trüben Zustande soll man den Cider nicht abziehen. Will der Obstmost schal werden, was man an der Verschlechterung seines Geschmacks und Geruchs merkt, so muß man ihn auf andere frisch, aber nicht zu stark geschwefelte Fässer ziehen. Ueberhaupt verhütet das Schwefeln der Fässer manche solcher unangenehmen Zufälle.

Derjenige Cider wird, unter sonst gleichen Umständen, am alko- holreichsten, wohlschmeckendsten und haltbarsten, welchen man in Bou- teilten, oder noch besser in steinerne Krüge gefüllt hat. Aber, ehe dies geschieht, muß er völlig ausgegohren haben und ganz hell ge­worden sein. Mancher Cider ist von Natur aus blaßgelb, mancher ist ganz wasserhell und farblos. Es hängt dies von der Apfelsorte ab, aus welcher er bereitet wurde, aber auch von dem Alter der Bäume, woran und von den Lokalitäten, w o sie gewachsen sind. Den ganz blassen färben die Franzosen gern gelb oder roth, z. B. mit gebranntem Zucker, mit Lacmus, mit Cochenille, mit der Blüthe der Klatschrose u. dergl. Besonders ist letzteres zu diesem Zwecke zu empfehlen. Man trocknet die abgepflückten Blumen an der Sonne oder in einem Backofen, und wenn sie trocken genug geworden sind, so zerreibt man sie gröblich zwischen den Fingern und verwahrt sie in Säcken oder Schachteln an einem trockenen Orte. Mit einer geringen Quantität dieses Pulvers kann man eine große Menge Obst­wein färben.

In den Cidcrgegenden wird der kaum vergohrene, trübe und kohlensäurereiche Most (sogenannterRausch") mit großer Vorliebe getrunken; nur sollte man bei seiner Bereitung für die Beseitigung der Hefe Sorge tragen, zumal da man in ausgelaugten Buchenspäh- nen, die man in das Faß giebt, ein ausgezeichnetes Mittel hat, wel­ches die Hefentheile mechanisch an sich hält. Füllt man solchen ge­klärten Cider auf Champagnerflaschen, verstopft und verbindet sie, so erhält man einen erquickenden Schaumwein.

Kinder soll man nicht daran gewöhnen, Cider (überhaupt gegoh- rene Getränke) zu trinken.

209. Beerenweine (Fortsetzung der vorstehenden Artikel). Die Bereitung von Johannisbeer- und Stachclbeer-Wei- nen (eurrrwt- und xostzerr^-win68) ist in England seit Jahr­hunderten als Zweig der häuslichen Oekonomie heimisch und hat eine hohe Stufe der Vollendung erreicht. Jede Beerensorte verlangt aber, je nach ihrer Eigenthümlichkeit, eine andere Behandlung. Die Jo­hannisbeere soll am Stock erst vollkommen reif werden; sie hat dann immer noch Säure genug. Die Stachelbeere dagegen darf nur im halbreifen Zustande gepflückt werden, theils um die nöthige Säure zu bekommen, theils weil mit dem Zustande der Reife zu viel schlei­mige Theile (Pflanzengallerte) in den Most gelangen.

Prof. Wagner giebt in seinerVolksgewerbslehre" nachstehende Anweisung zur Bereitung der üblicheren Beerenweine.