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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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614 Obstbranntwein, Magenbitter, Kräuter- und Maitrank rc.

findet Frauenarbeit nur bei dem Sammeln, Ernten, Auslesen und Reinigen der Früchte und Krauter eine Verwendung. Doch gerade mit diesen Verrichtungen meint die Verfasserin sind wohl Hun­derte und abermals Hunderte weiblicher Wesen beschäftigt und ge­winnen ganz oder thrilweise ihren Unterhalt, da für die Mehrzahl doch wenigstens 6 Monate im Jahre Arbeit vorhanden ist und sie pr. Tag 50 Cts. bis zu K 1 verdienen können, v Man bereitet jetzt so viel magenstärkende Getränke, Ma­genbitter, Cordial's und wie man dergleichen Dinge alle nennt, daß wir um so mehr hier auch davon Einiges erwähnen müssen, als wir in der That in Amerika es selbst gesehen haben, wie eine Frau, die im Besitze einer niedlichen und sehr praktischen Pslanzenpreffe war, einen derartigen Trank aus allerlei Stoffen, wobei aber Branntwein die Hauptsache war, zusammen braute, in Flaschen goß, dieselben mit bunten Etiketten beklebte und gut verkaufte. Wir halten dies indes­sen für keinen passenden Erwerbszweig für Frauen und rathen davon ab, weil eine solche Industrie auf Täuschung des Publikums beruht. Ueberhaupt ist es wahr, was auf der letzten Londoner Industrieaus­stellung gesagt wurde:Wenn man die Spiritussen der ganzen civi- lisirten Welt vor sich hat, so kommt man häufig auf Gegenstände, deren Genuß man eher für eine Marter, als für ein Vergnügen, eher der Gesundheit schädlich, als zuträglich zu erklären bereit ist." Und nun erst diese Magenbittern unter verschiedenen Namen, diese Malzextrakt - Biere (mit ihren an die berüchtigten Goldberger- schen Rheumatismus-Ketten errinnernden Reclamen!), die Weine ohne Traubensast, Biere ohne Malz und Hopfen. Die Industrie dieser Art ist leider in Deutschland bereits so gediehen, daß sie der ameri­kanischen nichts nachgiebt, und trotz Allem Käufer findet. Darum sagt auch derArbeitgeber" (S. 4522) gelegentlich des Verbotes des Daubitz'schen Kräuter-Liqueurs in Bayern,daß man die Leute bedauern müsse, welche sich erst von der Polizei auf die Nase stoßen lassen müssen, bis sie schwindelfrei werden." Denn alle diese Getränke sind meist mit schlechtem Alkohol vermischt, oder wer­den, wie das Hoff'sche sog. Malzextrakt-Bier zu unverhältnißmäßig theuren Preisen verkauft, während das gewöhnliche, gut gebraute Lagerbier bessere Dienste versieht, und damit die Leute nicht um ihr Geld geprellt werden. Die meisten dieser Dinge sind schädlich und der Gesundheit gefährlich, und man muß in der That staunen, wie es Aerzte giebt, die dergleichen in öffentlichen Anstalten, wie den Pri­vatleuten als Heil- und Stärkungsmittel empfehlen können.

Wir warnen vor dergleichen Dingen. Aber auch vor dem Ge­brauche alkoholartiger Flüssigkeiten in der Küche zu Speisen warnen wir ernstlich, wenn Kinder am Familientische mitessen, weil sie so all- mahlig Geschmack an geistigen Getränken erlernen würden.

Etwas anders wäre es, wo Frauenspersonen im Frühjahre mit dem Sammeln von Kräutern und der Zubereitung eines Kräuter-