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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Kräuter- oder Maitrank. Weintrauben und Weinbeeren. 615

oder Maitranks, oder der Essenz hiezu sich abgeben wollten. Wir theilen hier ein Recept dazu mit: Man nimmt vom Gundermann-- lein 1 Loth, von dem Waldmeisterlein Loth, von den Blättern der Walderbeere (tra^uriu V68eu) 2 Loth und von den Blättern der schwarzen Johannisbeere 1 Loth. Dann überstreut man diese Ingredienzen in einer Porzellanschüssel mit A Vierling gestoßenem Zucker, gießt 1 1H Maaß neuen oder alten Wein darüber und läßt die Mischung etwa 2 Stunden an den von Zeit zu Zeit unterzutau­chenden Kräutern stehen. So wird ein überaus aromatisches und erfrischendes Getränk gewonnen. Die Krauter sind im Mai zu sam­meln, wenn sie eben in die Blüthe treten, und frisch, ehe sich ihr Gewürz verflüchtigt, mit dem Wein in Berbindung zu bringen.

Wenn man Maitrank in einer Terrine zu Tische giebt, dann kann man zur Verzierung einen Kranz von Apselblüthen, Veilchen und Erdbeerblüthen hinein legen. Werden die oben aufgezählten Species verdoppelt und laßt man den Wein über Nacht an ihnen stehen, so hat man eine Essenz, die sich, auf Flaschen gezogen und ver­korkt, bis in den Winter aufbewahren läßt. Wird später von dieser Essenz, welche an sich zu stark ist, ^ mit H Faßwein gemischt, so bat man zu jeder Zeit, auch den Winter über, denselben schmackhaften Labetrunk.

Für Solche endlich, welche sich nicht mit der Bereitung dieses Trankes, wohl aber mit dem Sammeln der Kräuter hiezu befassen wollen, diene die Bemerkung: daß die hiezu nöthigen Kräuter im Monat Mai und zwar, wenn sie eben in die Blüthe treten, gesam­melt werden müssen, namentlich Gundermännlein, Waldmeisterlein (die Hälfte mehr), Blätter der Walderbeere (das Doppelte), Blätter der schwarzen Johannisbeere (ebenso viel wie das erste).

211. Weintrauben und Weinbeeren. Daß das Ziehen von Weintrauben sehr lohnend ist, haben wir schon (S. 478480) erörtert. Es bedarf jedoch einiger Kenntnisse in der Behandlung der Weintrauben Behufs ihrer Conservirung, Verpackung und Versendung, sowie zu wissen, für welche verschiedenen Zwecke sich Weinbeeren ver­wenden lassen.

Zum Conserviren oder längerem Frischerhalten von Wein­trauben giebt es eine Menge Anweisungen. Vor Allem hat man aber Hiebei auf die Auswahl der Trauben zu sehen, von denen die eine Art sich weniger oder besser halten läßt. Dann vergesse man nicht, daß bei jeder Anweisung zu ihrer Aufbewahrung die Haupt­sache ist: Licht, Wärme und Feuchtigkeit abzuhalten, da dieselben die Zersetzung befördern. Je kälter die Frucht gehalten werden kann, jedoch ohne zu frieren, desto länger bleibt sie frisch.

Um Weintrauben lange aufzubewahren, giebt dieVictoria" (1863, S. 296) nachstehende Anleitung: Man lege die Trauben in ein luftdichtes Faß oder in einen dergleichen Kasten, dessen Boden