Weintrauben und Weinbeeren. Der Wein.
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schrift für das Verschicken von Weintrauben ist: sie in Kisten aufzuhängen, welche inwendig mit Blei ausgelegt sind und die Zwischen- räume mit Hirse, trockenen Sägespähnen oder gut gesiebter Asche auszufüllen. Die Trauben lassen sich auf diese Weise sehr weit verschicken und kommen auf der Reise zur Honigreife. — Wieder eine andere Methode ist, die Trauben in Kisten zu bringen, die mit Baum- wollwatte ausgefüttert sind, mit Trauben- und Baumwollenschichten abzuwechseln und die Zwischenräume mit Baumwolle auszufüllen. — Unreife Weintrauben kann man mittelst Trocknens aufbewahren, indem man sie an einer Schnur an einer trockenen oder frostfreien Stelle aufhängt. — Und so getrockneten Weintrauben kann man ihr frisches Aussehen wieder geben, wenn man sie in eine concentrirte, noch etwas kaustische Auflösung von kohlensaurem Natron legt. Selbst die Fruchtstiele färben sich dann wieder grün; doch leidet der Geschmack etwas.
Weinbeeren selbst kann man dann auch wie andere Beeren- früchte auf die verschiedenste Art und Weise verwenden: zu Compots, Gelees, Pasten, Creme, Branntwein, Essig rc. — Namentlich macht man sie reif und unreif in Zucker oder in ihrem Safte ein, oder candirt sie u. s. w.
212. Der Wein, Weinfabrikation und Weinhandel (siehe hieher S. 480—485). Unter Wein im engeren Sinne versteht man den ausgepreßten und gegohrenen Saft der Weintrauben. Im weiteren Sinne kann man aber jede Flüssigkeit Wein nennen, welche durch die Gährung geistig geworden ist; weshalb es nickt blos Trau- benwein, sondern auch Apfel-, Birnen- und andere Obstweine, so auch Ahorn- und Birkensaft-Weine, ja sogar Kartoffel-, Rüben-, Getreibewein rc. giebt. — Man pflegt alle Weine in rothe und weiße einzutheilen. Aber auch die hell- und dunkelgelben, grauen und schillernden rechnet man mit unter die weißen. Und es giebt sowohl von diesem» wie von dem rothen eine Menge Sorten von verschiedenen Farbenschattirungen. Der in den Hülsen und häutigen Theilen der Trauben enthaltene roth färbende Stoff wird blos durch das Gähren, und zwar durch den dabei gebildeten Alkohol, aufgelöst. Ehe daher gekelterte rothe, blaue und schwarze Trauben gähren, kann man aus deren Saft auch weißen Wein machen. Soll der Wein recht stark gefärbt erscheinen, so läßt man den gegohrenen Saft recht lange über den Hülsen. Der in jenen dunkelfarbenen Trauben enthaltene Gerbestoff giebt dem rothen Weine einen zusammenziehenden Geschmack und die Eigenschaft, daß er mit Eisensalzen oder mit eisenhaltigem Wasser seine Farbe in Schwarzbraun umändert. Die gelbe und gelbbraune Farbe des Weins rührt von darin aufgelöstem Extraktivstoff her. — Je älter der Wein wird, desto alkoholreicher wird er bei gehöriger Aufbewahrung. Dies rührt von der allmähligea Verdunstung des im Weine befindlichen Wassers her, das durch die