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Der Wein, dessen Fabrikation und Handel.
Poren der Fässer entfliegt. Vermindert sich die Quantität Wasser in dem Weine, so schlägt sich auch Weinstein und Extraktivstoff nieder, und dieser Niederschlag bildet dann eine Kruste in den Fässern und Flaschen.
Die Bestandtheile des Weines sind im Allgemeinen: Alkohol und unzerlegter Zucker, Wasser, Weinsäure, Weinstein, Farbestoff, ätherisches Oel. Arom, Gerbestoff, Kleber, Extraktivstoff, schwefelsaures Kali und Weinäther.
Die Anzahl der Weinsorten läßt sich gar nicht bestimmen, und sie unterscheiden sich stets hinsichtlich ihres Geschmackes, Geruches, Gehalts, ihrer Farbe rc. von einander. Diese Verschiedenheiten rühren theils von der Art des Weinstockes, theils vom Boden, Klima, von der Witterung, Bereitungs - und Behandlungsweise her. In Bezug auf letztere bemerken wir für den Gebrauch: daß die meisten weißen Weine, wenn sie auf die Tafel kommen, nicht unter 8" k., als der mittleren Kellertemperatur, abgekühlt sein dürfen. Die rothen Weine müssen die Zimmerwärme von 14" 8.. haben, um in ihrer Vollkommenheit genossen zu werden. Zu diesem Zwecke müssen die Flaschen einige Stunden vor dem Gebrauche in bewohnten Zimmern stehen. In Ermangelung dieser Zeit müßten die Flaschen in lauwarmes Wasser getaucht werden, bis der Wein die verlangte Temperatur erhalten hätte. Champagner soll 1 Stunde vor dem Einschenken in gestampftes Eis gesetzt werden. — Ferner wäre hierbei noch zu bemerken, daß der Wein zu salzigen Speisen und zu Käse im Allgemeinen besonders gut schmeckt; schlecht dagegen zu süßen Sachen, wenn er nicht selbst süß ist.
In Bezug des diätetischen Gebrauchs des Weines heben wir hier besonders hervor, daß der öftere Genuß desselben sich nur für reifere Jahre eignet. Kindern ist schon eine Wenigkeit davon — Gift; ebenso Jünglingen und Jungfrauen. — Thätigen, namentlich auch geistig viel beschäftigten, gesunden Personen mittleren und hohen Alters wird ein Glas guten Weins zu Mittag nicht schaden und ebenso wenig, in der Zwischenzeit mäßig genossen. Demjenigen, der sich aber an einen unmäßigen Genuß des Weins gewöhnt, wird dieses Getränk eben so zum Gift, wie den Branntweintrinkern ihr Fusel. Nachteilig ist auch der Wein, selbst in kleineren Portionen, Allen, die eine bestimmte Anlage zu entzündlichen Krankheiten, Blutflüssen, Lungen- und Leberleiden, Gicht, Hämorrhoiden rc. haben; dann allen reizbaren, nervösen Personen, den Frauen, namentlich während sie in anderen Umständen sich befinden und wenn sie stillen; ferner nach Gemüthsbewegungen, namentlich Zorn und Aer- ger, weil er in all' diesen Fällen leicht große Aufregung im Gefäßsystem, Wallungen, Andrang des Blutes nach den betreffenden Organen, Blutungen verursacht, die Nerven des Unterleibes und später die der willkürlichen Bewegung, selbst Gehirn und Rückenmark in Aufregung versetzt. — Die geeignetste Zeit für den Weingenuß ist