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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Wein, dessen Fabrikation und Handel. 619

der Mittag. Denn Vormittags vertragen ihn die Wenigsten, außer Gewohnheitstrinker. Und Abends regt er zu sehr auf, macht den Schlaf unruhig, bereitet böse Träume rc. Alte Weine sind beson­ders edel, weil sie viel Weingeist, viel Aroma besitzen; reizen aber gerade dieser Eigenschaften wegen das Magen-, Blut- und Nerven­system besonders auf, und sind nur höchst ausnahmsweise !und in kleinen Portionen zu genießen. Die jungen Weine enthalten viel Wasser und Saure. Die weißen derselben verursachen, namentlich bei schwachem Magen und während der Verdauung getrunken, oft allerlei Magenbeschwerden, Hautschärfen, Harnbeschwerden, Gicht- und Steinkrankheit. Die rothen dagegen, welche mehr Weingeist und Gerbestoff enthalten, erhitzen leicht, machen Wallungen, Herzklopfen, Schwindel, Blutfliiffe, und verursachen, besonders wenn sie herbe sind, Verstopfungen. Die besten Tischweine sind daher mäßig alte, abgelagerte Weine. Die süßen Sorten derselben, die sog. Sekte, besitzen neben ihrer stark erregenden Natur viel Nähr­stoffe (Zucker) und eignen sich daher zur Arznei für ältere und nervenschwache, an der Verdauung leidenden Personen, für bleichsüch­tige Mädchen, abgemagerte, scrophulöse, rhachitische Kinder, scha­den aber jungen, vollblütigen, zu Entzündungen und Blutflüssen ge­neigten Personen ganz besonders. Im Genusse der schäumen­den Weine, des Champagners, muß man ja Maaß halten, besonders wenn man ihn über Tisch genießt; da ein Uebermaaß von Kohlensäure die Verdauung ebenso stört, wie kleinere Mengen sie fördern. Deshalb leiden auch durch anhaltenden Genuß des Cham­pagners die Verdauungswerkzeuge rc. sehr.

Der Wein hat als Heilmittel einen großen Werth und soll­ten sich Hausfrauen insbesondere hierüber eine nähere Belehrung ver­schaffen, wozu wir Dr. Lüde'sHaus- und Wirthschafts-Lexicon", V., S. 236 empfehlen.

Was den Wein Handel betrifft, so steht hierin Frankreich, wo 2,200,000 Weinbauern in 21 Departements (wie der Pariser In­dustrie-Katalog besagt) auf 2,287,821 Hektaren*) Weinland nun­mehr wenigstens 50,000,000 Hektoliter**) Wein, im Werthe von 750,000,000 Frcs. produciren, obenan. Der Weinhandel behauptet dort eine wichtige Stellung. Paris allein verbraucht Jahr aus Jahr ein gegen 3,600,000 Hektoliter, wonach im Durchschnitt 183 Liter ***) auf den Kopf der Pariser Bevölkerung träfe. Und diese Consumtion könnte noch viel höher sich belaufen, wenn sie nicht die schweren Steu­ern u. s. w. darin verhindern würde. Unter den neuen Handelsver­trägen, welche Frankreich in den letzteren Jahren überall angeknüpft hat, wächst auch der Export des Weines immer mehr, so daß derselbe,

*) 1 Hectare 3 ,^^ Preuß. Morgen 1,73739 Wiener Joch.

**) 1 Hektoliter 87,33 preuß. Quart.

) 1 öiter 0,37334 preuß. Quart 1,7oggz 82 rener Maaß.