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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Wein, dessen Fabrikation und Handel.

während er im Jahre 1861 nur 195,923,000 Fecs. betragen hatte, er 1866 bereits auf 308,502,000 Frcs. (für 3,194,104 Hektoliter) gestiegen ist. Hiervon kamen 1866 nach England allein 205,992 Hektoliter.

Oesterreich producirt, dem Pariser Ausstellungskataloge zu­folge, jährlich bei 18,500,000 Hektoliter Wein, wovon am meisten Ungarn (ca. 60 pCt.) und Oberösterreich (7 pCt.). Die Wein- einfuhr in das allgemeine österreichische Zollgebiet im Jahre 1865 betrug 6,243,300 Kilogr.*), nach Dalmaticn 21,850 Kilogr. und die Ausfuhr aus ersterem 16,378,350 Kilogr., ebenso aus letzterem 18.006,650 Kilogr.

In Bezug auf den Weinhandel käme hier zu bemerken, daß für Versendung des Weins auf weite Entfernungen zur See in Frank­reich verschiedene Versuche angestellt worden sind, damit er sich halte. L. Pasteurs Behandlungsweise soll sich hierbei erprobt haben, die darin besteht, den Wein bis zu 60" 6. zu erhitzen, um die in der Luft schwebenden Pilzkeime und den in ihr enthaltenen Sauerstoff zu zerstören, da man Luft zulassen muß, um dessen Reife und die feine Entwicklung der Blume zu fördern. Dieser französischen Erfindung gegenüber steht aber die deutsche Praxis. Denn die Firma Ro­bert Schlum berger in Vöslau bei Wien, welche in ihren Wein­bergen 100 Personen beschäftigt, liefert einen Wein, der seine See­tüchtigkeit und vorzügliche Haltbarkeit am glänzendsten dadurch be­wiesen hat, daß die FregatteNovara" bei ihrer Weltumsegelungs- expedition 4000 Flaschen Weines auf die Reise genommen hatte, von welchem nach 2Whriger Fahrt und nach oftmaligen Passirens der Linie, die zurückgebrachten Proben an Wohlgeschmack und Feinheit eher gewonnen, als verloren hatten.

Es thut uns leid, in dieser Skizze des Weinhandels Nord­deutschland übergehen zu müssen, da Preußen unseres Wissens keinen Katalog seiner Pariser Aussteller und keine Darstellung seiner heimischen Industrie hat drucken lassen. Aber selbst Süddeutschland hat es übersehen, die passende Gelegenheit zu benützen, um eine über­sichtliche Darstellung des Jndustriefleißes seiner Länder zu geben, in der Art und Weise, wie es doch Oesterreich bei Gelegenheit jeder Weltausstellung in so instructiver und interessanter Manier zu thun pflegt, wohl wissend, daß hierbei keine Kosten zu scheuen seien, und daß ein solcher Bericht hundert-, ja tausendfältigen Samen für indu­strielle Thätigkeit und industriellen Wetteifer ausstreut. Würtem- berg hebt hervor, durch seine Aussteller den Beweis geliefert zu ha­ben, was auch bei minder günstigen klimatischen Verhältnissen in diesem Zweige geleistet werden kann, und daß es neben den besseren Sorten auch Mittelweine hat, die sich ganz besonders durch Gehalt, Wohlgeschmack, reine Farbe auszeichnen und nur 2426 kr. kosten.

*) 1 Kilogramm 1 Liter 2 Zollpfund.