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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Kaffee.

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der Landwirthschaft unmittelbar zusammenhängenden Gewerbe und Erwerbsarten zur Anregung einer paffenden Hausindustrie auf dem Lande zu geben, sondern auch der gesammten Frauenwelt so zu sagen eine hauSwirthschaftliche Waarenkunde zu bieten: dürfen wir über eines der verbreitetsten Genußmittel, den Kaffee, und die ihm verwandten Thee und Chocolade, ja nicht hinweggehen, und müs­sen diesen drei Aufgußgetränken um so mehr die gebührende Aufmerksamkeit schenken, als auch in der Cultur der Kaffeebaumes, im Handel mit Kaffeebohnen und bei Zubereitung des Kaffeetrankes vielfach Frauenarbeit in Anspruch genommen wird.

Der Kaffeestrauch, dessen Erzeugniß die Kaffeebohnen bilden, ge­hört zu einer Pflanzengruppe, welche zahlreiche Arzneipflanzen in sich schließt und vorzüglich Sträucher und mäßige Bäume in sich begreift. Der Kaffeebaum erreicht von Natur aus eine Höhe von 20 Fuß; allein beim künstlichen Baue hält man die Pflanze so niedrig, daß man leicht zu den Aesten gelangen kann, damit sie bei der Ernte von unachtsamen Händen keine Beschädigungen erfahren. Die Cultur des Kaffees ist eine schöne und angenehme Beschäftigung. Er gedeiht auf den herrlichen, luftigen Hochlandstrecken innerhalb der Tropen, wo die mittlere Jahrestemperatur 16-18° k. beträgt, und auf denen das Thermometer in der rauheren Jahreszeit nicht unter 10" k. sinkt. Der Kaffeebaum wird auf eigenen Plantagen (Pflanzungen) gezogen, die sorgsam mit Wasserleitungen versehen, von regelmäßigen Wegen durchzogen sind und nicht selten hübschen Parkanlagen gleichen. Der Kaffecstrauch wird durchgehcnds in ähnlicher Weise aus Samen gezo­gen, wie der Kunstgärtner seine Obstbäume zieht. Er hat ungefähr das Aussehen kleiner Kirschbäumchen, nur sind seine länglich zu­gespitzten Blätter etwas lederartig fest, dabei glänzend, und haben Aehnlichkeit mit denen des Lorbeers. Die zu 57 in den Blattachseln stehenden Blüthen gleichen jenen des Jasmin an Größe, Gestalt und Wohlgeruch. Wenn die Blüthen, weiß wie frisch gefallener Schnee, den ganzen Baum bedecken, und wenn die reife Frucht die Acste mit dunkelrothen Trauben beladet, da zeigt sich ein Reichthum und eine Pracht, wie kaum bei irgend einer anderen Pflanze. Der Kaffee­baum blüht zumeist dreimal im Jahre, im März, April und Mai; da jedoch nur die letztere Blüthe die eigentlich fruchtbringende ist, so werden die früheren abgebrochen. Aus dem unterhalb des Kelches stehenden Fruchtknoten entwickelt sich im Laufe mehrerer Monate eine kirschähnliche längliche Beere, die anfänglich grün, dann weiß und zuletzt roth aussieht. Jede derselben enthält, in weiches Fruchtfleisch eingebettet, zwei Bohnen, die noch von einer dünnen, pergament- artigen Haut umschlossen sind. Das Aussehen der Samenkerne, der sog. Kaffeebohnen, ist bekannt; doch wechselt ihre Gestalt und Farbe etwas nach dem Orte, an welchem sie gezogen werden. So ist der berühmte Mokkakaffee aus Arabien klein und dunkelgelb, die Bohnen aus Ostindien und Java sind größer und hellgelber, jene dagegen

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