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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Kaffee.

deutscher Arzt, der Augsburger Leonhard Rauwolf, von seiner Reise nach der Türkei zurückkehrend. Im Jahre 1580 lernte der Arzt und Botaniker Prosper Alpin aus Padua in dem Garten eines Türken in Kairo einen Frucht tragenden Kaffeebaum kennen. Er nannte ihn Ouova und die Frucht desselben Lon, und veröffentlichte 1592 für die gelehrte Welt Europa's die erste botanische Beschrei­bung und Abbildung. Im Jahre 1615 theilt Pietro della Balle brieflich von Konstantinopel ausführliche Nachrichten über das neue Getränk Lutirie oder Xakwe mit, beschreibt es als von schwarzer Farbe, kühlend im Sommer und erwärmend im Winter. 1658 ließ in Frankreich Thevenot zum ersten Mal nach dem Diner Kaf­fee herumreichen, und 1674 erfuhr das asiatische Getränk in London eine heftige Anfechtung Seitens der Frauen (!), die bei der Regierung eine Petition einreichten, den Fremdling zu verbannen. Englische Spottgedichte nannten den Kaffee einenKienrußsyrup, schwarzes Türkenblut, ein Dekokt aus alten Schuhen und Stiefeln" u. s. w.; vermochten aber mit allem Schimpfen nicht, seinen weiteren Siegeslauf um die Welt aufzuhalten.

Deutschland (Leipzig) bezog damals wie es imBuch der Erfindungen" rc. heißt seinen wenigen Kaffee nur in gebranntem Zustande von den Holländern. Diese hatten sich 1690 frische Früchte aus Mokka verschafft und dieselben mit solchem Erfolg auf Java ausgesäet, daß bereits 1710 der indische Gouverneur in Batavia, van Hooren, 169 lebende Bäumchen nach Amsterdam an den Kon­sul Witson senden konnte, der sie im botanischen Garten Pflegen ließ. Sie gediehen hier so gut, daß man 1714 im Stande war, ein mit Früchten beladenes Bäumchen an Louis XIV. nach Paris zu senden. Im Garten von Marly ward letzteres durch Samen und Ableger vermehrt und 1720 übergab Anton Jussieu, Professor der Botanik am 6e8 p1unle8 zu Paris, dem Schiffskapitän

Desclieux drei junge kräftige Kaffeebäumchen, um sie nach Mar­tinique (Westindien) überzusiedeln. Desclieux hatte eine schlimme Reise, und da das Trinkwasser zur Neige gegangen war, sparte er sich seine eigene Ration vom Munde ab, um das eine der 3 Däum­chen, das die Reise bis dahin bestanden hatte (während die beiden anderen ausgegangen waren) zu erhalten. Von diesem einzigen Stämmchen sollen alle jene Millionen Kaffeepflanzen herstammen, welche gegenwärtig in Westindien grünen. Im Jahre 1718 ward der Kaffee auf der Insel Bourbon angepflanzt; in demselben Jahre auch durch die Holländer in Surinam. 1719 waren die Pflanzun­gen auf Java bereits so kräftig und ausgedehnt, daß die Holländer selbstgebaute Bohnen in den Handel bringen konnten. 1725 pflanzte de la Motte-Aignon, Gouverneur von Cayenne, daselbst die ersten Kaffeebäumchen, die er sich noch auf verstohlene Weise hatte verschaffen müssen. 1730 wurde die erste Kaffee-Plantage auf Gua­deloupe und durch Nicholas Lewes desgleichen auf Jamaika an-