Der Kaffee.
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gelegt. In Costa Rica ward die Kultur des Kaffeestrauches sogar erst 1832 durch den deutschen Kaufmann Eduard Wallerstein eingeführt. —
Der Trank des Kaffee's ist ein vortreffliches Mittel gegen Ermüdung und verbreitet durch den ganzen Körper ein Gefühl des Behagens. Er wirkt zwar etwas aufregend, dabei aber weniger Einfluß auf die Phantasie, als auf den Verstand ausübend; während er gleichzeitig den Stoffverlust im Körper vermindert und dadurch bis auf einen gewissen Grad als Nahrungsmittel gelten kann. Nach Payen soll der Kaffee in dem Grade nahrhaft sein, daß er, zur Hälfte mit Milch versetzt und versüßt, noch die Nahrhaftigkeit der Fleischbrühe übertrifft. Nach Dr. Bock soll man ihm, um seinen Nahrungswerth zu erhöhen, doppeltkohlensaures Natron, H—1 ^Quentchen, auf 1 Pfd. gemahlenen Kaffee zusetzen. Dr. Neclam sagt: daß der Kaffee die Ausscheidung stickstoffhaltiger Bestandtheile aus dem Körper verringere, mithin ein „Sparmittel" sei, welches nur befähigt, mit einer geringeren Menge von Nährstoffen auszukommen und aus den genossenen mehr Vortheil zu ziehen. Deshalb sei der Kaffee auch ein richtiges und wahrhaft stärkendes Getränk für die ärmere, leider oft nicht genügend ernährte Bevölkerung, ferner bei anstrengenden Märschen, für Jäger und Soldaten im Bivouac rc., für Matrosen und Feuerarbeiter. Auch ist sein Genuß am heilsamsten bei nebeliger, rauher Atmosphäre, für Männer und Frauen mittleren und höheren Alters, für Stillende, für phlegmatische, eine sitzende Lebensweise führende, für magenschwache und zu Säurebildung geneigte Personen und für — Biertrinker. Für Kinder ist der Genuß des Kaffees schädlich; ebenso für junge Leute. Desgleichen ist zu starker und zu heißer Kaffee zu vermeiden. Alte Köchinnen leiden durch häufiges Trinken heißen Kaffee's fast alle an „Magen- krampf", d. h. an Magengeschwüren, welche nicht zu heilen sind, wenn sie den Genuß des heißen Kaffee's nicht aufgeben. — Zu schwacher Kaffee ist eben so nachteilig, da er auf die ganze Constitution erschlaffend wirkt. Deshalb ist es auch ein großer Uebelstand, daß sich der Kaffee bei den ärmeren Leuten zu einem kaum mehr zu entbehrenden Nahrungsmittel erhoben hat, da er von ihnen nur im stark verdünnten Zustande genossen und noch weit schädlicher dadurch wird, daß sie ihn mit Cichorie vermischen, welcher alle üble Folgen eines solchen schwachen und schlechten Getränkes in weit höherem Grade nach sich zieht, außerdem noch abführend wirkt und den Augen sogar schädlich wird.—
Am lebhaftesten entwickelt der Kaffee alle wohlthätigen Einwirkungen auf den Organismus in den Morgenstunden; und eine Tasse guten Kaffees nach Tisch, vollends wenn man etwas viel genossen hat, befördert die Verdauung sehr.
Nach Dr. Bock folgen die Kaffecsorten ihrer Güte nach etwa so aufeinander: Mokka, Martinique, Guadeloupe, Bourbon, Caycnne,