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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Kaffee.

Havanna, St. Jago, Portorico, Brasil, Sumatra. Bereits gerö­steter und gemahlener Kaffee, wie er in den Kramläden verkauft wird, ist stets verfälscht, mit anderen Substanzen vermischt, und paßt nickt zu einem gesunden Getränke. Selbst wenn solcher gemahlener Kaffee wirklich rein und »«vermischt und nur von Bohnen gewon­nen worden sein sollte, so bringt es schon die Aufbewahrungs­weise in Kramläden und der Umstand, daß das Gefäß so oft auf­gemacht werden muß, als man daraus nehmen will, mit sich, daß das beste Aroma verflogen ist, und der Kaffee, der besonders gern alle anderen Gerüche anzieht und festhält, unschmackhaft wird. Glei­ches ist meistens auch der Fall mit den in Kramläden gehaltenen gebrannten Bohnen, selbst wenn sie gehörig geröstet und aufbewahrt werden sollten. Die meisten Krämer aber lassen ihren Kaffee in einer Art und Weise rösten, daß man es Straßen weit riechen kann, und verkaufen solche taube, geröstete Waare für Kaffee!

Es ist daher für Denjenigen, welcher guten und gesunden Kaffee trinken will, nöthig, denselben als rohe Bohnen zu kaufen, gut auf­zubewahren, und nur allmählig davon zu verbrauchen. Je älter der Kaffee ist, ein desto besseres und schmackhafteres Getränk wird er geben. Er muß an einem trockenen Orte gelagert werden, und es dürfen in der Nähe keine Substanzen sein, welche einen starken Ge­ruch haben. Da auch der Kaffee, um das Gewicht zu erhöhen, mit Sand, Staub u. dergl. verunreinigt oder künstlich gefärbt wird, muß man ihn wenigstens zweimal in lauwarmem Wasser waschen und ihn dann auf einem reinen Tuch ausgebreitet abtrocknen. Wenn er voll­kommen trocken ist, dann wird er auf einer Bratpfanne ausgebreitet und in einem mäßig warmen Ofen etwas erwärmt, bis die Farbe sich wenig verändert. So ist er zum Rösten fertig. Man bewahrt ihn in trockenen, reinen Flaschen oder gut schließenden Blechbüchsen auf und röstet ihn in kleinen Quantitäten, wie man ihn braucht. Gut gerösteter Kaffee ist dunkelkastanienbraun. Selbst auch nur einige wenige angebrannte Bohnen verderben das Ganze. Niele benützen beim Rösten gestoßenen Zucker, angeblich damit die Bohnen dadurch candirt werden und das Aroma besser zurückhalten sollen. Allein dazu gehört mehr Zucker, als man gewöhnlich nimmt, und viel besser ist's, wenn man zu diesem Zwecke Butter verwendet. Man nimmt auf ein Pfund Kaffeebohnen etwa so viel Butter, als eine Wallnuß groß ist. Ist die Butter in einer kleinen Backpfanne geschmolzen, so giebt man den Kaffee hinzu, mischt ihn gut mit der Butter, daß jede Bohne davon ihren Antheil hat, und röstet. Da er auf solche Weise schnell brennt, muß man ja recht Acht auf ihn haben. Ist er braun, nicht zu hell, doch auch nicht so, daß er das eigene Oel abgiebt, so wird er in eine Büchse gethan und gleich, heiß wie er ist, dicht verschlossen. Man sollte nur so viel Kaffee rösten, als man für eine Woche braucht, und hiervon nur so viel zum Mahlen her­ausnehmen, als man für jedesmal haben muß.