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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Thee.

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reichlichere Seitenzweige und desto üppigere Blatter. Gezogen wird er in China und Japan in wohlbewässerten Plantagen, die meist terrassenförmig, wie unsere Weingarten, anglegt sind. In Japan fand der erste Anbau in der Landschaft Jamasiro statt, an den Ab­hängen des Berges Togam. Von hier aus verbreitete er sich nach Udsi u. s. w. Die Ucbersiedelung nach anderen Landern aber ist bis jetzt noch nicht in dem Maaße gelungen, wie bei dem Kaffee. Mit Erfolg wird er auf Java, Sumatra, in Bengalen, an den Süd­abhängen des Himalaya, in Assam und auf Ceylon cultivirt. Andere Versuche am Kap, in Brasilien, in Australien u. s. w. mißglückten bisher, auch u. A. wegen des hohen Arbeitslohnes.

Man erntet die Blätter von dem immergrünen Strauche, wenn er erst drei Jahre alt geworden ist, dreimal im Jahre. Die erste Ernte, im Februar und März, liefert nur feine und wenig ent­wickelte Sprößlinge, und giebt die beste Theesorte. Im April wer­den sowohl ältere Blätter als junge Triebe gesammelt, die nach Größe und Feinheit gesondert werden. Im Mai oder Juni werden die gröbsten Blätter abgenommen und ebenfalls nach Verschiedenheit ge­wisser Vorzüge sortirt. Im 5., höchstens im 7. Lebensjahre ist aber durch diese Verstümmelung die Lebenskraft des Gewächses so erschöpft, daß man die alten Stöcke ausroden und durch Samen legen für jungen Nachwuchs sorgen muß.

Die Theeblätter haben viele Ähnlichkeit mit der der Sauer­kirsche, sind kurz gestielt, lanzettförmig, am Rande gesägt und glän­zend grün. Beim Entfalten tragen sie einen zarten Haarflaum, der sich später verliert. Je nach der Lage der Theegärten ist das Blatt auch in seiner Güte eben so verschieden, wie die Sorten des Wei­nes. Dazu kommt noch die abweichende Behandlungsweise, so daß man eine Unzahl von Sorten unterscheiden will. Zu der besten Thee­art, dem Schon) - chun oder echten Kaiserthee werden in China die feinsten Blätter in den bestgelegenen Gärten sorgsam ausgelesen und unter Aufsicht kaiserlicher Beamten zubereitet. Diese Sorte kommt gar nicht in den Handel, und was man in Europa unter diesem Namen verkauft, ist eine parfümirte geringere grüne Theesorte.

Ueberhaupt theilt man den Thee in grünen und in schwar­zen (eigentlich braunen) ein, und rühren diese Benennungen von der verschiedenen Behandlungsweise der Blätter her. Das frisch­gepflückte Theeblatt hat weder ein Aroma, noch würde ein Aufguß auf dasselbe ein genießbares Getränk liefern. Es muß wie beim

Kaffee erst durch gelindes Rösten das eigenthümliche Oel entwickelt werden, welches guter Thee enthält, gleichzeitig aber auch unange­nehme Eigenschaften verlieren, die es in frischem Zustande besitzt. Die Zubereitung geschieht auf nassem und trocknem Wege. Beim grünen Thee verfährt man rascher und einfacher, beim schwarzen

erfordert es mehr Zeit und Mühe. Nämlich, die Blätter, die grü­nen Thee liefern sollen, bringt man fast unmittelbar nach dem