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Thee.
Pflücken auf eiserne Herdplatten oder flache Kessel, reibt und drückt sie in denselben mit den Handen, veranlaßt dadurch ein schnelles Verdunsten der Feuchtigkeit, rollt und kräuselt sie gleichzeitig und trocknet sie sowohl auf Hürden, wie auf dem Herde rasch ab. — Die zu schwarzen Thee bestimmten Blätter läßt man dagegen nach dem Pflücken zunächst an der Luft eine Zeit lang ausgebreitet liegen. Die Blätter werden abwechselnd emporgeworfen und mit den Händen geklopft und gedrückt, damit sie weich und gefügig werden. Hierauf werden sie, ähnlich wie der grüne Thee, einige Minuten lang geröstet und gerollt, in halb feuchtem Zustande wieder mehrere Stunden lang auf den Hürden in flachen Korben der Luft ausgesetzt, nochmals geröstet und schließlich über rauchlosem Kohlenfeuer gedörrt. — Das rasche Abtrocknen erhält den grünen Theesorten die graugrüne Farbe, zugleich aber auch eine größere Menge jener stark wirkenden Stoffe, die das Blatt hat. Die langsame, zusammengesetztere Behandlung des schwarzen Thee's giebt demselben zwar eine dunklere Färbung, bringt aber gleichzeitig auch in ihm weitergehende chemische Umänderungen hervor, die seinen Genuß Vielen angenehmer und gesünder erscheinen lassen.
In China helfen die Weiber bei der Thee-Ernte und beim Auslesen und Trocknen der Theeblätter: die Männer aber verpacken dieselben.
Der Gebrauch des Theetrinkens ist in China ein uralter; er soll schon im 3. Jahrhundert unserer Zeitrechnung dort bestanden haben. Gleichwohl ist es mehr als wahrscheinlich, daß der Theestrauch und das Theetrinken von dem benachbarten Assam in das Reich der Mitte eingewandert sind. Um 810 war die Pflege des Theestrauchs bereits in Japan eingeführt. Die erste Nachricht von dem chinesischen Thee soll um das Jahr 1550 durch einen persischen Kaufmann dem Geographen Ramusio in Venedig zu Ohren gekommen sein; aber erst 1610 erhielt die Holländisch-Ostindische Handelsgesellschaft Thcepäckchen gegen Salbeiblätter im Tausche. 1638 hatten russische Reisende den ersten chinesischen Thee gegen Zobel eingetauscht und in Moskau Beifall damit gefunden, so daß ziemlich um dieselbe Zeit das berühmte Blatt auf dem Landwege und zckr See gegen Europa vorrückte, um seinen Eroberungszug zu beginnen. — Noch im Jahre 1664 war der Thee in Europa etwas so Seltenes, daß die Englisch--Ostindische Handelsgesellschaft ihrer Königin ein sehr kostbares Geschenk mit 2 Pfd. Thee zu machen glaubte. — Am stärksten fand er Beifall unter den Völkern der nördlichen Gebiete unseres Erdtheils, an den Gestaden der Ost- und Nordsee, in England, dann auch in Nordamerika. Engländer, Holländer und Russen verbrauchen in Europa den meisten Thee. Das Monopol der Englisch - Ostindischen Compagnie hemmte lange die weitere Verbreitung und den größeren Consum durch die unverhältnißmäßig gesteigerten Preise. Die Compagnie schlug 100 Procent auf