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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Thee.

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den Thee und der Staat selbst verdoppelte diesen Preis noch einmal durch den hohen Eingangszoll, so daß dem Engländer sein Lieb-- lingsgetrank viermal so hoch zu stehen kam, als dem benachbarten Holländer. Die Hartnäckigkeit, mit welcher Altengland dasselbe Prin­cip auch in den amerikanischen Colonialländern durchführen wollte, war eine der wichtigsten Veranlassungen zum Bruch zwischen beiden und zur Bildung der unabhängigen, freien Vereinigten Staaten. Am 18. December 1773 wurden in Boston drei Schiffe von Män­nern, welche als Mohawk-Jndianer verkleidet waren, erstiegen, welche dann 342 Kisten Thee, im Werthe von 18,000 aufbrachen und über Bord warfen, weil man gegen die Regierung beschlossen hatte, keinen besteuerten Thee mehr zu kaufen und einzulassen. Dieses Er- eigniß regte den bekannten Unabhängigkeitskampf Nordamerika's an. Kleine Ursachen, große Wirkungen. Denn so hatte der Thee nicht blos eine höchst wichtige merkantile, sondern auch eine weltgeschicht­liche Bedeutung erhalten.

Europa consumirt jährlich über 80 Mill. Pfd. Thee, wovon die Hälfte auf Großbritannien und Irland allein kommt. Der über Nischnei-Nowgorod eingehende Karawanenthee (die beste Sorte schwar­zen Thee's) beträgt mehr als 10 Mill. Pfd. Das übrige Quantum wird fast ausschließlich über England, nur ein geringer Theil über Holland bezogen. Rußland verbraucht jährlich beiläufig 8 Mill., Holland 4 Mill., Norddeutschland 2 Mill. und Frankreich kaum H Mill. Pfd. Thee. In Oesterreich ist der jährliche Lheeverbrauch etwa 400,000 Pfd., Nordamerika führt jährlich 810 Mill. Pfd. Thee aus China ein. Einer Notiz imArbeitgeber" von 1866 zufolge lieferte China allein in den 6 Monaten vom 1. Juni bis 1. Januar 1,012,500 Ctr. Thee nach England, 76,013 Ctr. nach Australien, 183,000 Ctr. nach Nordamerika, 16,288 Ctr. nach dem europäischen Festlande.

Der Thee wird natürlich auf alle mögliche Art verkünstelt, ver­fälscht u. dergl., und man muß beim Einkaufe sehen, preiswürdige Waare zu erhalten. Vor Allem muß man darauf achten, daß er sehr gut verpackt ist, weil er sonst von der Nässe gelitten haben könnte. Die Blätter der besten Sorten müssen ganz, nicht sehr groß, recht kraus, frisch, aber trocken, leicht zu zerreiben, nicht mit Staub oder anderem Unrath vermischt sein, einen angenehmen Geruch und einen bitterlichen, doch guten Geschmack haben. Vom grünen Thee verlangt man schöne grünblaue, vom schwarzen Thee gleichförmig bräunliche Blätter; beide Sorten dürfen ihre Farbe dem Wasser nicht zu schnell mittheilen. Diejenigen Sorten sind die schlechtesten, von denen das Wasser dunkelgelb oder schwärzlich wird.

Eine gute Tasse Thee im häuslichen Kreise mit einigen Freunden genossen ist für gesunde Leute ein unschädliches Getränk, das die Thätigkeit und Absonderung der Verdauungsorgane und ihrer Säfte vermehrt, den Blutumlauf gelinde beschleunigt und aus das ange-