Dokument 
Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
Entstehung
Seite
638
Einzelbild herunterladen

638

Thee.

nehmste erwärmt, erregend auf das Nervensystem wirkt und gelinde nährende Eigenschaften besitzt. Die dem Thee innewohnende Nähr- kraft wird durch Zusatz von Zucker und Milch vermehrt. Der zu häufige und übermäßige Genuß starken Thee's kann aber auch sehr nachteilig werden, besonders der Jugend und dem Frauengeschlechte. Wird der Genuß zu starken Thee's zur Gewohnheit, so hat er ein ganzes Heer von Uebeln im Gefolge. Uebrigens bekommt gesunden Leuten mittleren Alters der Thee am besten und empfiehlt sich ihnen als abendliches Getränk. Zu schwach bereiteter, mit viel Zucker und Milch, wohl gar lauwarm genossener Thee schwächt die Ver­dauung und wirkt sehr nachteilig auf die Nerven.

Die Aufbewahrung des Thee's erfordert nicht viel besondere Vorsicht, da er, sobald er gehörig trocken, auch haltbar ist und nur in gut geschlossenen Gefäßen aufbewahrt zu werden braucht, damit die flüchtigen Theile nicht entweichen können. Blechdosen sind dazu am geeignetsten zu empfehlen; dieselben sollten jedoch vor dem Ge­brauch durch einen heißen Theeaufguß, den man darin erkalten läßt, aromatisirt werden. Fehlerhaft bleibt es aber, den Thee in leichten Papierhüllen in einen Schrank zu legen, wo man noch andere und besonders stark riechende Substanzen aufbewahrt, indem der Thee sehr leicht den Geschmack und Geruch derselben annimmt und dadurch na­türlich seine Kraft und Güte verliert.

Um Thee zuzubereiten muß man weiches Wasser zum Auf­gießen nehmen. In dessen Ermangelung giebt man etwas Soda, etwa von der Größe einer gewöhnlichen Erbse, dazu. Nachdem man den Theetopf mit heißem Wasser ausgespült, thut man die Theeblät­ter hinein, wovon man zwei Theelöffel voll oder ^ Loth auf die Portion von drei Tassen rechnet, gießt eine Tasse springend kochen­des Wasser darauf, läßt ihn, wo möglich warm gestellt, 68 Mi­nuten ziehen, schüttet alsdann die beiden anderen Tassen siedendes Wasser hinzu und schenkt das fertige Getränk, wenn es nur noch 2 Minuten gestanden, in die Tassen.

In China und Japan trinkt man den Thee fast stets ohne alle weitere Beimischung. In der Regel wirft man eine kleine Quanti­tät Blätter in die Tasse, gießt heißes Wasser darauf und trinkt dann dieses ab, nachdem es sich hinreichend abgekühlt hat. Auf vielen chinesischen Theetassen findet man das berühmte Gedicht des Kaisers Kien-long, in welchem dieser die Anweisung zur besten Theebereitung giebt:Setze über ein mäßiges Feuer ein Gefäß mit drei Füßen, dessen Farbe und Form darauf deuten, daß eS lange gebraucht ist, fülle es mit klarem Wasser von geschmolzenem Schnee; lasse dies Wasser bis zu dem Grade erwärmt werden, bei welchem der Fisch weiß und der Krebs roth wird, gieße dieses Wasser in eine Tasse auf feine Blätter einer ausgewählten Theesorte; laß es etwas stehen, bis die ersten Dämpfe, welche eine dicke Wolke bilden, sich allmählig vermindern und nur leichte Nebel auf der Oberfläche schweben; trinke