Ersatzmittel des Thee's.
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alsdann langsam diesen köstlichen Trank, und du wirst kräftig gegen die fünf Sorgen wirken, welche gewöhnlich unser Gemüth beunruhigen. Man kann die süße Ruhe, welche man einem so zubereiteten Getränke verdankt, schmecken, fühlen, jedoch nicht beschreiben." —
216. Ersatzmittel des Thee's. — Eine ähnliche Bedeutung, wie der chinesische Thee für China, hat der Paraguay-Thee für einen großen Theil Südamerika's gewonnen, der einem unserer Stechpalme nahe verwandten Strauche entstammt. Auch in Westdeutschland, wie z. B. im Schwarzwald, hat man seine Anpflanzung behufs der Theegewinnung, jedoch ohne Erfolg, versucht. — Auf den Cor- dillercn Peru's ist der Cocastrauch die allgemein beliebte Ersatzpflanze für Thee. Die Araber und Abyssinier benutzen hiezu die jungen Blätter des Katstrauches. Auf Sumatra Pflanzt man in den feuchtheißen Niederungen den Kaffeestrauch nicht der Bohnen, sondern der Benutzung der Blätter wegen, von welchen man den Aufguß als Thee trinkt. Die Verwendbarkeit der Blätter des Kaffeebaumes statt der Bohnen ist schon oft besprochen worden, welche viel reicher an Coffein sein sollen, als die Früchte, und gleich dem Bohnenkaffee ein nervenanregendes, sehr wohlschmeckendes Getränk liefern. Ohne der Kaffeepflanze selbst zu schaden, könnten derselben bei der Ernte der Früchte wohl auch einige Pfund Blätter entnommen werden, so daß zu den 600 Mill. Pfd. Kaffeebohnen, welche in den Handel kommen, ohne Schwierigkeiten noch 100 Mill. Pfd. Kaffeeblättcr als Zuschuß gebracht werden könnten, wodurch der Kaffee liebenden Menschheit ein neues billiges Genußmittel geboten wäre. Kaffeeblätter aus Bahia, welche dem naturwissenschaftlichen Verein in Bremen vorgelegt wurden, zeigten ganz den Duft von feinem Thee und gaben ein wohlschmeckendes Getränk. In Java und Abyssinien werden solche Blätter mehrfach zur Bereitung von Thee benützt. — In Nordamerika wird in einigen nördlichen Distrikten das Blattwerk des Sumpfporst zu sog. Labrad or-Thee verwendet. — Auch Australien hat sein Originalproduct in dem sog. Tasmanischen Thee, — und auf Mauritius dient sogar eine Orchidee zur Herstellung des duftenden Faham-Thee's.
Auch London, dürften wir sagen, hat zum Theil seinen ihm eigenthümlichen Thee. Nach der Vers. giebt sich nämlich in jener Weltstadt eine Anzahl von Personen, meist arme Frauen, damit ab, von den Dienstboten in den Herrschaftshäusern die gebrauchten Theeblätter aufzukaufen und wieder an Etablissements zu verkaufen, wo die Waare getrocknet, künstlich (aber auch gesundheitgefährlich) grün gefärbt wird und so als „frischer Thee" wieder in den Verkehr kommt. Die Quantität dieses wieder aufgefrischten Thee's soll jährlich bei 78,000 Pfd. betragen. Solches kann aber nur in London vorkommen, weil der Engländer ja ohne Thee nicht leben kann, und weil in einer solch' großen Stadt es eine große Anzahl Leute